Zwischen Festivalfieber und Spardruck
2013 beginnt eine besondere Saison: Das Tanztheater feiert ein Fest, dem Schauspiel hingegen fehlt eine Bühne.
Wuppertal. Wenn das Ensemble von Pina Bausch 2013 seinen 40. Geburtstag feiert, soll die (Tanz-)Welt nach Wuppertal schauen. Mitfeiern ist ausdrücklich erwünscht: Der runde Geburtstag soll gebührend gewürdigt werden. „Wir werden in der Jubiläumsspielzeit ein Tanzfestival in Wuppertal haben“, kündigt Oberbürgermeister Peter Jung an.
Doch nicht nur deshalb dürfte die Saison 2013/2014 eine ganz besondere Spielzeit werden. Wie berichtet, rechnet Schauspiel-Intendant Christian von Treskow in seiner vermutlich letzten Spielzeit als Wuppertaler Intendant, der Saison 2013/2014, mit einer deutlichen Reduzierung des Spielplans. Nur noch bis zum Sommer 2013 kann der 43-Jährige das Foyer im sanierungsbedürftigen Schauspielhaus als kleine Bühne nutzen. Danach läuft die Sondergenehmigung aus.
Da es zwischen der Schließung der alten Spielstätte an der Kluse und der Eröffnung der geplanten neuen Bühne am Historischen Zentrum voraussichtlich eine Lücke geben werde, könne in dieser Zeit nur äußerst eingeschränkt gespielt werden. Deshalb — infolgedessen auch aus Spargründen — soll das Ensemble reduziert werden (die WZ berichtete). Das Ensemble wiederum warnt davor, dass es in der Saison 2013/2014 nur noch vier Schauspiel-Stücke geben könnte.
Der OB hingegen bewertet die Situation sichtlich anders. Die Zeit bis zum Neustart am Historischen Zentrum zu nutzen, „bleibt der Kreativität des Intendanten überlassen“, wie Jung betont. Mit dem Haus der Jugend in Barmen oder der Börse an der Wolkenburg „stehen Räume zur Verfügung“, die provisorisch als Alternativen genutzt werden könnten — „und das erwarte ich auch“.
Jung selbst will den Vorsitz einer Findungskommission übernehmen, die einen Nachfolger für Christian von Treskow sucht. Stimmt der Stadtrat den Plänen der Verwaltung in seiner Sitzung am 12. November zu, gehören — neben Jung — auch Vertreter aus den Fraktionen dem Entscheidungsgremium an.
Außerdem wird ein Arbeitnehmervertreter aus dem Aufsichtsrat der Wuppertaler Bühnen in der Runde Platz nehmen. Als beratende Mitglieder sind auch Kulturdezernent Matthias Nocke und Bühnen-Geschäftsführer Enno Schaarwächter mit dabei, wenn die Findungskommission die Weichen für eine neue künstlerische Leitung der Wuppertaler Schauspiel-Sparte stellen soll.
Wer die Nachfolge von Christian von Treskow antritt, ist demnach noch offen. So viel ist aber klar, wie Peter Jung betont: „Es wird eine Ausschreibung, aber auch gezielte Ansprachen geben“, erklärt der Oberbürgermeister, der zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der Wuppertaler Bühnen ist.
Spätestens 2014 öffnet die neue Spielstätte in einer ehemaligen Lagerhalle des Historischen Zentrums ihre Pforten: Ausschließlich mit Sponsorengeldern — und vor allem durch das unermüdliche Engagement der Theaterfreunde Wuppertal — soll das rund 1,5 Millionen Euro teure Projekt gestemmt werden.
Jung gibt sich zuversichtlich: „Ich gehe davon aus, dass das noch einmal ein ganz besonderer Impuls für das Schauspiel sein wird. Wir haben dann eine kleine Spielstätte, die ihren Namen wirklich verdient.“ Kleinere Stücke und experimentelles Theater seien ab 2014 auf der neuen Bühne zu erwarten, großes Schauspiel solle es weiterhin im Opernhaus geben.
Während Bühnen-Geschäftsführer Enno Schaarwächter bestätigt, dass die Nachfrage im Schauspiel deutlich geringer ist als die Resonanz auf das Opernangebot („Wir haben im Schauspiel in etwa eine hälftige Auslastung“), zeigt sich damit vor allem Kämmerer Johannes Slawig äußerst unzufrieden: „Das Wuppertaler Tanztheater hat allein bei seinem jüngsten Gastspiel-Marathon London rund 26 000 Menschen beglückt. Da sieht man mal die Relationen.“