Sinfonieorchester in der Stadthalle Lehrreiche Erkundung eines echten Klassikers beim Wuppertaler Familienkonzert
Wuppertal · Ein abenteuerlicher Vormittag an der Moldau.
Die Herbstferien sind da und damit für viele auch der Wunsch nach einer Reise. So zumindest beschreibt es Malte Arkona, der am Sonntagvormittag das Familienkonzert des Wuppertaler Sinfonieorchesters in der Stadthalle moderierte. Auf das große Moldau-Abenteuer wollte er das Publikum in diesem mitnehmen.
„Die Moldau“ von Bedřich Smetana ist ein echter Hit der klassischen Musik und nicht wenige Kinder und Erwachsenen kennen das Stück aus dem Musikunterricht in der Schule. Die sinfonische Dichtung zeichnet den Verlauf des Flusses in verschiedenen Episoden nach, beginnend bei den ersten Quellen. Die jeweiligen Geschehnisse, auf die die Titel der Episoden hindeuten, lassen sich gut heraushören, was den Zugang zur Musik leicht herstellen lässt.
Es gibt genug zu erzählen, um aus dem rund zwölf Minuten andauernden Stück einen einstündigen Konzertvormittag zu gestalten. Am Sonntag nahm Moderator Arkona das Publikum mit auf die Spuren der Moldau. Was gibt es rund um den Fluss zu entdecken? Er erzählte zunächst das Märchen der tschechischen Sagenfigur Šárka, die mit ihren Kriegerinnen eine Gruppe adliger Männer überlistet. Sie mischt ihnen ein Schlafmittel ins Getränk, um sie in ihrer Burg einzusperren und sich dann mit ihrer Gefolgschaft einen schönen Tag am Ufer des Flusses zu machen. So weit die kindgerechte Version der Geschichte. Die Erzählung wird zwischendurch von kurzen Einlagen des Orchesters begleitet, das die Geschichte musikalisch zum Leben erweckt.
„Welche Instrumente können schnarchen?“
Wie in der Szene, als die überlisteten Männer alle einschlafen und laut zu schnarchen beginnen, was durch das Fagott hörbar wurde. Das nutzte Arkona für eine kleine Instrumentenkunde: „Welche Instrumente können denn noch schnarchen?“, fragte er. Und auch dem Dirigenten des Konzerts, Kevin Griffiths, fühlt er auf den Zahn. „Wie übst du eigentlich für so ein Konzert?“ Er studiere ganz genau jedes Instrument, die Harmonien, das Tempo und wie er es phrasiert haben wolle, erklärte Griffith. Das schuf für Kinder interessante Einblicke in die Orchesterarbeit und Nähe zu den Musizierenden auf der Bühne. Noch mehr Nähe gab es beim Mitspielstück des Konzerts.
Nach dem Märchen ging es weiter mit Smetanas Moldau-Vertonung und dessen Hauptthema. Hier waren alle Kinder eingeladen, die ein entsprechendes Instrument spielen, sich unter die Profis zu mischen. Zahlreich kamen sie auf die Bühne, mit Celli, Geigen, Posaunen, Klarinetten und sogar einem Euphonium.
Wer kein Instrument hatte, durfte beim folgenden Stück mitsingen. Arkona hatte das Hauptthema mit einem Text versehen, sodass alle im Saal gemeinsam musizieren konnten. Zu jeder weiteren Episode des Stücks gab es dann Hörhinweise. Wie die Schaumkronen der Gischt bei den „St.-Johann-Stromschnellen“, repräsentiert durch die Piccolo-Flöte. Oder die Hörner, die bei der „Waldjagd“ erklingen. Bei der „Bauernhochzeit“ dürfte das Publikum etwas tun, was sonst eher unüblich bei klassischen Konzerten ist: tanzen. Arkona zeigte die Schritte und schon tanzte der ganze Saal. Das lockerte die Stimmung, gerade bei den jungen Zuhörenden. Dem ruhigen Nymphenreigen im Mondschein konnte so auch gleich viel entspannter gelauscht werden. Mit gut vorbereiteten Ohren endete das Abenteuer denn mit einem kompletten Durchlauf der „Moldau“ – inklusive einstudiertem Tänzchen.