Luca Völkel tanzt sich an die Spitze

Der 17-Jährige bleibt auf Erfolgskurs. Ende Juni gewann er beim Dance World Cup in Spanien Gold. Im „Modern Solo“ ist er Weltklasse.

Foto: Anna Schwartz

Wuppertal. Luca Völkel tanzt weiter auf Erfolgskurs. Ende Juni gewann der 17-Jährige beim Dance World Cup in Spanien eine Goldmedaille. Bevor Luca mit der Truppe des Tanzhauses Wuppertal zur Tanz-WM fuhr, hatte er beim Bundeswettbewerb in Fürstenfeldbruck den ersten Platz gemacht. Neben dem Weltmeistertitel in der Kategorie „Modern Solo“ punktete Luca auch mit seiner Tanzpartnerin Amelie Skubella. Als Duo kamen sie in Sitges (Region Barcelona) unter die besten Fünf.

Das Solo hat Kristopher Zech choreografiert. Der Tanzlehrer entdeckte Lucas Talent, als der mit neun Jahren bei einem seiner Workshops mitmachte. Da hatte der Grundschüler aus Lennep schon ein Jahr lang am Leo-Theater das „Sams“ gespielt. Zech unterrichtete ihn in Musical Dance sowie in den Sparten Jazz und Modern. „Ich habe meine ganze Jugend im Tanzhaus verbracht“, sagt Luca heute.

Nach acht Jahren Zusammenarbeit weiß Zech genau, was er seinem Schützling zutrauen kann. Das Solo beim Dance World Cup hatte einen denkbar ernsten Hintergrund - das Grauen des Zweiten Weltkrieges. Begleitmusik waren die aufwühlenden Streicherklänge aus dem Film „Schindlers Liste“. „Wir müssen einen Mittelweg finden zwischen Erzählen und technischen Ansprüchen“, berichtet der Tänzer von den Proben. „Dazwischen wird der schauspielerische Part gebaut.“

Der Auftritt selbst hatte für ihn eine neue Qualität. „Auf der Bühne bin ich in meinem eigenen Film“, erklärt Luca. „Vor allem wenn es wie in diesem Jahr um ein so schwerwiegendes Thema geht. Nach diesem Solo war ich körperlich und emotional erledigt.“ In die Wirklichkeit holten ihn die Auftritte mit der Tanzhaus-Company zurück. Nach dem Wettbewerb sei die Zeit im Badeort Sitges wie Urlaub gewesen, sagt Luca. „Ich konnte es genießen, zusammen mit meinen Freunden zu sein.“ Die Tanzkollegen seien „sogar meine engsten Freunde“. „Die Hälfte von uns ist so lange dabei wie ich. Wir sind zusammen groß geworden.“

Der Wechsel zwischen Alltag und Bühne gelingt Luca sicher deshalb so gut, weil Tanzen einen großen Teil seines Lebens ausmacht. Ihn reizt die Mischung aus Sport und künstlerischen Elementen. „Ich stehe morgens auf und habe schon den Fuß gestreckt.“ Zuhause hat Luca die Möbel so aufgestellt, dass ihm genug Platz zum Tanzen bleibt. „Ich habe sozusagen den Dancefloor mit im Zimmer.“ Der Boden ist schallgedämpft, damit er mit seinen Übungen die Eltern nicht stört. Gern schaut er sich Serien und Filme übers Tanzen an und geht in die Stücke von Pina Bausch. Obwohl Vater und Mutter mit Tanz sonst wenig zu tun haben, unterstützen sie ihren Sohn nach Kräften und sitzen bei den meisten Wettbewerben im Publikum.

Luca achtet auf Fitness. Im Tanzhaus sieht man ihn mehrmals die Woche. Vor Wettbewerben ist jeden Tag Training angesagt. Im Sommer dagegen wird ihm die Zeit manchmal lang. „Nach den Ferien merke ich, dass ich wieder aus der Reserve kommen muss. Es wäre hart für mich, länger aussetzen zu müssen. Zum Glück bin ich verletzungsunempfindlich.“

Nächstes Jahr macht Luca am Remscheider Röntgen-Gymnasium Abitur. Eine Zukunft als Profi-Tänzer kann er sich vorstellen. Ideal wäre für ihn ein Studium, das Tanz und Schauspiel kombiniert. „Mein Masterplan ist, für ein Jahr lang die Aufnahmeprüfungen zu durchlaufen. Dort bekommt man unverblümt gesagt, wie gut man ist. Wenn die mich nicht nehmen wollen, fände ich auch Journalismus sehr interessant.“

Bis es soweit ist, möchte er auch wieder für die Wuppertaler Bühnen aktiv werden. Bei „Der gute Mensch von Sezuan“ gehörte er zum quicklebendigen Bewegungschor. Zuletzt stand er im Opernhaus bei „My Fair Lady“ auf der Bühne. „Das Gefühl, vor ausverkauftem Haus zu spielen, ist großartig“, schwärmt Luca. „Der Applaus der Zuschauer ist die direkteste Anerkennung. Und es ist schön, wenn ich die Begeisterung heraushöre.“