’Ndrangheta Mafia-Prozess um Wuppertaler: So lief der dritte Verhandlungstag

Wuppertal · 45-Jährige setzt Geständnis fort und sagt aus, dass die Frau des Hauptangeklagten auch Schmuggelfahrten unternommen hat.

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Im Prozess um internationalen Kokainschmuggel im Auftrag der Mafia-Organisation ’Ndrangheta hat eine Angeklagte bei ihrem umfassenden Geständnis weiter zahlreiche Mitangeklagte belastet. Ihrer Aussage zufolge war auch die Ehefrau des Hauptangeklagten tief in die Machenschaften verstrickt. Diese habe ihr erzählt, selbst zahlreiche Schmuggelfahrten unternommen zu haben, berichtete die 45-Jährige, die früher ein Nagelstudio betrieben hat.

Sie hat bereits im vorigen Verhandlungstermin zehn Schmuggelfahrten eingeräumt. Als sie ein ausrangiertes Schmuggelfahrzeug zur privaten Nutzung erhielt, habe die Ehefrau des Hauptangeklagten zu ihr gesagt: „Dafür machst du mir ein Leben lang die Wimpern und die Nägel.“ Der Hauptangeklagte habe während ihrer Kurierfahrten ständig auf dem Laufenden gehalten und über jeden Grenzübertritt informiert werden wollen.

Ein Kfz-Mechaniker habe die Autos überprüft und einmal einen Peilsender unter dem Auto, einmal eine Abhöreineinrichtung im Wageninneren gefunden. Die gelernte Rechtsanwaltsgehilfin wurde bereits in Italien zu zehn Jahren Haft verurteilt und muss nun mit einer weiteren Strafe rechnen. Mehrere Mitangeklagte haben ebenfalls Geständnisse angekündigt.

Angelparadies war die Fassade für den Drogenhandel

Der 64-Jährige will sich dagegen zu den Vorwürfen nicht äußern und sagte nur zu seinem Lebenslauf aus. Demnach habe er nach dem Hauptschulabschluss Bauschlosser gelernt und einige Jahre in dem Beruf gearbeitet. Später habe er verschiedene Jobs ausgeübt, auch ein Inkasso-Unternehmen gegründet.

Fünf Männer und drei Frauen sollen im Auftrag der ’Ndrangheta den Schmuggel von fast 900 Kilogramm Kokain organisiert haben. Ein Angelparadies im Ennepe-Ruhr-Kreis soll ihnen als legale Geschäftsfassade gedient haben. Ihnen wird die Bildung einer kriminellen Vereinigung und Drogenhandel oder Beihilfe dazu vorgeworfen.

Die acht deutschen Angeklagten sind 36 bis 64 Jahre alt. Ein Ehepaar sowie ein Mann und eine Frau kommen aus Wuppertal, die übrigen Angeklagten aus Dortmund, Remscheid und Castrop-Rauxel. Als Hauptangeklagter gilt der 64-Jährige aus Hattingen. Er soll mit dem Drogenhandel 2,2 Millionen Euro eingenommen haben. Der Prozess des Wuppertaler Landgerichts findet im Hochsicherheitstrakt des Düsseldorfer Oberlandesgerichts statt.

(dpa)