Martin Klebe: „Arbeitnehmer mit Handicap sind motivierter“

Die Motorrad-Werkstatt Wollas Garage erhält ein Inklusionszertifikat der Arbeitsagentur. Die Firma übernimmt einen Auszubildenden, der am Arm behindert ist.

Foto: Anna Schwartz

Wuppertal. Noch hat Robin Schuck keinen Motorradführerschein, doch der 22-Jährige trägt sich mit dem Gedanken, die Fahrerlaubnis für schwere Zweiräder anzugehen. Zu seinem Arbeitsplatz würde diese Art der Fortbewegung auf jeden Fall gut passen: Der junge Wuppertaler ist seit gut 14 Tagen ausgebildeter Kaufmann für Büromanagement und in dieser Position bei der Firma „Wollas Garage“ in Nächstebreck im Einsatz, die sich auf die Reparatur und das Tuning von amerikanischen Motorrädern spezialisiert hat. Die Beschäftigung von Robin Schuck ist dabei keine Selbstverständlichkeit, kann der junge Mann doch aufgrund einer bei der Geburt erlittenen Behinderung den linken Arm kaum bewegen.

Martin Klebe, Chef der Arbeitsagentur

Für Firmeninhaber Wolfram Friedrich (Spitzname: Wolla) war das Handicap von Robin aber kein Hindernis, als er nach Verstärkung für seinen fünfköpfigen Betrieb gesucht hatte. „Es ist mitunter schwierig, jemanden zu finden, der ins Team passt“, sagte Friedrich, der mit seinem Unternehmen in diesem Jahr sein Jubiläum zum 25-jährigen Bestehen feiert. Bei Robin Schuck passte die Chemie gut, durch seinen Vater kannte der junge Mann bereits „Wollas Garage“. Über ein Qualifizierungsjahr und eine anschließende dreijährige Ausbildung fand Robin Spaß an der Arbeit und wurde nach dem Abschluss seiner Lehre jetzt auch dauerhaft ins Team aufgenommen.

Für sein vorbildliches Engagement erhielt das kleine Unternehmen gestern ein Inklusionszertifikat der Arbeitsagentur Solingen-Wuppertal. Viele Firmen täten sich noch schwer damit, körperlich oder geistig behinderte Menschen einzustellen oder in eine Ausbildung zu nehmen, bedauerte der Chef der Arbeitsagentur, Martin Klebe.

„Es gibt immer noch Vorurteile gegen Behinderte“, sagte er. Vorbehalte, die aus seiner Sicht nicht gerechtfertigt seien. Behinderte seien oft „motivierter und besser qualifiziert“ als Menschen ohne ein Handicap. Deshalb sei es wichtig, dass Unternehmen auch diesen Menschen eine „Chance geben“, betonte Klebe. Überdies sei dieser Schritt angesichts des sich abzeichnenden Fachkräftemangels dringend geboten.

Die Arbeitsagentur unterstützt die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung. Im Fall von Robin Schuck gab es einen Eingliederungszuschuss und eine finanzielle Unterstützung in der Ausbildung. Zudem wurden die Maßnahmen im Betrieb bezuschusst, um den Arbeitsplatz so umzurüsten, dass Robin dort ohne Probleme arbeiten kann. „Oft haben Firmen Sorge, dass der Aufwand zur Beschäftigung eines behinderten Menschen sehr hoch ist. Das ist aber immer abhängig vom Grad der Behinderung“, sagte Agenturchef Klebe. Befürchtungen, dass diese Menschen in ihrer Arbeitsleistung gemindert oder auch schwerer zu kündigen seien, seien nicht gerechtfertigt.

Robin Schuck selbst hat die Gesamtschule Barmen mit der 10. Klasse abgeschlossen. Sonderlich viele Bewerbungen musste er zum Glück nicht schreiben. Nach etwa fünf bis sechs Bewerbungen habe es mit der Arbeitsstelle in „Wollas Garage“ geklappt, sagte er. Ein Bewerbungsgespräch in einem metallverarbeitenden Unternehmen war dagegen nicht erfolgreich.

Firmenchef Friedrich ist dagegen froh, dass er mit Robin Schuck jemanden gefunden hat, der ihn „in administrativen Aufgaben“ entlasten kann. Gerade im Zusammenspiel von Werkstatt und Büro sei es wichtig, einen guten Mitarbeiter zu haben. „Normalerweise hätten wir eine solche Stelle über eine Teilzeitkraft abgewickelt“, erklärte er. Auch bei der Kundenpflege beziehungsweise der Akquise von neuen Kunden könne der junge Mitarbeiter wertvolle Dienste leisten.