Wuppertal „Masern sind nicht zu unterschätzen“
Gesundheitsamt und Stadt raten insbesondere Eltern dazu, sich frühzeitig über Impfschutz für ihre Kinder zu informieren.
Wuppertal. Winterzeit — Erkältungszeit. Hinter Husten und Schnupfen kann eine handfeste Grippe stecken. Im WZ-Gespräch über Impfschutz zu Grippe und anderen Krankheiten raten Sozialdezernent Dr. Stefan Kühn, Dr. Jörg Rieger vom Gesundheitsamt, und Oliver Hartmann, AOK, insbesondere Eltern, sich über Impfschutz zu informieren.
Herr Dr. Kühn, Herr Dr. Rieger, anderswo schlägt man Alarm — gibt es im Tal eine Grippewelle?
Dr. Stefan Kühn: Die ganz große Welle ist ausgeblieben, obwohl jahreszeitlich bedingt natürlich viele Menschen unter Erkältungskrankheiten leiden, die diesmal auch oft sehr hartnäckig sind.
Dr. Jörg Rieger: Wir haben seit Jahresbeginn 45 gemeldete Grippe-Fälle, wobei die Dunkelziffer höher sein dürfte, weil nicht jede Grippe als solche diagnostiziert wird. Wir rechnen mit einem etwas höheren Niveau als im vergangenen Jahr.
Bringt es etwas, sich jetzt noch impfen zu lassen?
Oliver Hartmann: Die geeignete Zeit dafür ist der Herbst, für diesen Zeitraum planen wir auch 2017 wieder, gemeinsam mit der Stadt eine öffentliche Grippeschutzimpfung anzubieten — wie in den Vorjahren an einem zentralen Ort.
Rieger: Zudem braucht es etwa 14 Tage, bis der Schutz aufgebaut ist, sofortige Hilfe würde eine Impfung jetzt also nicht bieten.
Wie ist die Situation angesichts vieler Flüchtlinge in der Stadt?
Kühn: Es zahlt sich aus, dass wir als Stadt von Anfang an auf dezentrale Unterbringung gesetzt haben und die allermeisten Flüchtlinge in privaten Wohnungen leben und nicht in Massenunterkünften, in denen es eher zur Ausbreitung von Krankheiten kommen kann.
Von Grippe einmal abgesehen: Sind die Wuppertaler impftechnisch gut versorgt?
Kühn: Unter den Großstädten liegen wir im Mittelfeld, bei der Einschulung in das Schuljahr 2016/17 verzeichneten wir stadtweit eine Versorgungsquote von 78,8 Prozent, was wichtige Impfungen wie Diphtherie, Tetanus, Polio, Mumps und Masern angeht.
Stichwort Kindergesundheit: Wie sollten sich Eltern verhalten?
Rieger: Wir raten Eltern, sich frühzeitig mit ihren Kindern an den Kinderarzt zu wenden.
Hartmann: Und insbesondere die Vorsorgeuntersuchungen ernstzunehmen, zu denen auch Impfungen gehören.
Aber nicht alle Eltern nehmen die Angebote wahr?
Hartmann: Diese Eltern werden von uns angeschrieben und auf Untersuchungen hingewiesen.
Früher wurde ja flächendeckend geimpft, beispielsweise in Schulen. . .
Kühn: Dafür gibt es heute eben die Vorsorgeuntersuchungen. Wir setzen auf die Eigenverantwortlichkeit von Eltern.
Impfen ist ja auch Ansichtssache, manche Eltern sind beispielsweise gegen Masernimpfungen.
Hartmann: Da herrscht zuweilen die Ansicht, es sei für späteren Schutz richtig, wenn Kinder die Krankheit durchmachen - doch man darf nicht vergessen, dass Masern Risiken bergen können und hochansteckend sind.
Rieger: Masern sollte man nicht unterschätzen, das ist eine Krankheit, die komplizierte und schwere Folgekrankheiten nach sich ziehen kann.
Sie würden Eltern also zur umfassenden Masern-Impfung ihrer Kinder raten?
Alle drei: In Absprache mit dem jeweiligen Kinderarzt — ja!