Meinung Kraft aus der Krise
Es ist eigentlich schon fast alles gesagt über diese Krise. Vieles davon doppelt und dreifach. Aber das verfluchte Coronavirus treibt dennoch immer wieder überraschende Blüten. Einige davon sind nicht nur überraschend, sondern auch sehr schön.
Das gilt sicher für die großen Plakate, die derzeit einige Stellen Wuppertals zieren. Sie zeigen Werke einer Künstlergruppe um den Fotografen Frank N. Er hat sich aufgemacht, die Tristesse zu durchbrechen, die gerade Freischaffende erobern kann, weil sie nicht vom Füllhorn profitieren, mit denen Finanzminister die Pandemie bekämpfen.
Umso bemerkenswerter ist die Initiative. Sie lebt vom Engagement ihrer Teilnehmer. Sie lebt aber auch davon, dass die Menschen in dieser Stadt einen Augenblick innehalten, wenn sie eines der großen Plakate entdecken. Denn die sprechen. Sie sprechen über Kreativität und Vision des jeweiligen Künstlers. Sie sprechen auch über die Qualität einer Stadt, die sich erst in der Krise zeigt. Dass ein Unternehmen wie Ströer Plakatwände kostenlos zur Verfügung stellt, verdient Erwähnung. Noch wichtiger aber ist die Erkenntnis, über welche Kunstszene diese Stadt auch jenseits des Tanztheaters, der städtischen Bühnen und der öffentlichen Museen verfügt.
Niemand weiß, wie die Gesellschaft organisiert sein wird, wenn der Covid-19-Alptraum beendet ist. Aber Wuppertal kann die Zukunft gewinnen – wegen der Hilfsbereitschaft seiner Bürger, wegen des Engagements vieler Unternehmer. Und wegen seiner Künstler, die auch aus einer Krise kreative Kraft schöpfen.