Merlin und sein Meisterstück - mit Down-Syndrom zum Beikoch
Wie ein junger Wuppertaler mit Down-Syndrom die Ausbildung zum Beikoch schaffte.
Wuppertal. Merlin ist keiner der Vornamen, die zuhauf vergeben werden. Der Träger dieses Namens wird schon mal mit der Artussage in Verbindung gebracht. Tatsächlich ist Merlin Roemer auf seine Art ein Zauberer. Er hat eine Ausbildung nach IHK-Standard zum Beikoch gemeistert, die ihm so recht niemand zugetraut hat. Zu dieser Bewertung gehört eine kleine Besonderheit: Merlin hat eine Trisomie 21 — eine Behinderung, die auch unter der Bezeichnung Down-Syndrom bekannt ist. Für Merlin war die Berufsausbildung eine Herausforderung, die er aber mit Gelassenheit und seiner positiven Persönlichkeit bewältigt hat.
2008 kam er in die Kochklasse von Oliver Kramp am Berufskolleg Kohlstraße. „Er ist sehr angenehm im Charakter“, bescheinigt der Küchenmeister und Fachlehrer Kramp seinem Schüler. „Immer gut drauf, nett, freundlich.“ Sicher brauche Merlin schon mal eine Pause, berichtet Lehrer Kramp und fügt hinzu: „Er hat sich in den Jahren gut entwickelt.“ Die Ausbildung zum Koch war für Merlin aufgrund seiner Einschränkungen zu schwer.
Aber nicht ganz so hoch hängen die Trauben für einen Beikoch, wenngleich auch hier die Anforderungen Respekt einflößen: körperliche Gesundheit und Belastbarkeit, ausgeprägter Hygiene- und Ordnungssinn, manuelles Geschick und Bereitschaft zu flexiblen Arbeitszeiten.
Ein Modellprojekt zur Ausbildung nach Paragraf 66 Berufsbildungsgesetz, finanziert von der Agentur für Arbeit, der Stadt Wuppertal und fachlich begleitet von der IHK, öffnete Merlin die Tür. Konzeptionell wird der Azubi von einem Jobcoach im Betrieb und einem Schulbegleiter in der Berufsschule unterstützt. Merlin startete 2007 mit einer Einstiegsqualifizierung (EQJ), die seine Ausbildungseignung belegte. Carmen Bartl-Zorn von der IHK erläutert: „Die Ausbildungsinhalte sind so wie bei Nicht-Behinderten, werden aber individuell gesteuert.“ Dies gelte insbesondere für die theoretische Prüfung. Hier komme es auf einen Schulterschluss mit den Eltern, der Berufsschule und dem Ausbildungsbetrieb an. Im Sinne von Inklusion müssen sich alle Beteiligten engagieren und bereit sein, voneinander zu lernen.
„Anfangs haben wir ihm viel helfen müssen“, erinnert sich Oliver Kramp. Merlin sei aber immer zuversichtlich gewesen, dass er es schafft. Inzwischen hat er seine Abschlussprüfung bestanden. „Wenn Merlin einen Chef bekommt, der mit ihm umzugehen weiß, dann wird er sich auch im Beruf bewähren“, sagt Kramp voller Vertrauen.