Mode, Autos, Tierbedarf: Wo sich das Feilschen lohnt
Die WZ hat den Test gemacht: Wo in Wuppertal darf verhandelt werden? Der größte Erfolg: 50 Prozent Rabatt im Baumarkt.
Wuppertal. Auf dem Markt in der Türkei oder in Marokko gehört das Feilschen um den besten Preis dazu. Doch wie sieht es aus, wenn die Urlauber wieder zu Hause in Deutschland sind? Da traut sich im Alltag kaum jemand, die Kosten herunter zu handeln. Die WZ hat ihr Glück in Wuppertal versucht.
Beim Gebrauchtwagenhändler geht’s los. Der rote Mini-Cooper springt sofort ins Auge. 7999 Euro soll der Flitzer von 2004 mit 116 PS kosten. Die Verkäuferin klärt auf: „In der Türe war eine Beule, die haben wir reparieren lassen.“ Erster Ansatz, um den Preis zu drücken. Ein paar Gebrauchsspuren im Innenraum, einige Kratzer an den Alu-Felgen — eine gute Verhandlungsbasis. „7000 glatt“, wirft die Kundin in den Raum. Die Verkäuferin verzieht das Gesicht, schüttelt mit dem Kopf: „Da muss ich mal meinen Mann fragen.“ Sie kommt wieder: „7500, mehr ist nicht drin.“
In einer Baumarkt-Kette wird der nächste Versuch gestartet. Ein Werkzeugkasten mit 144 Teilen soll es sein. Mit dem Ausstellungsstück geht es zum Verkäufer: „Ist das der Letzte?“ Ein Blick in den Computer: „Ja, wir haben keinen mehr auf Lager.“ Eine Zange und ein weiteres Teil fehlen. „Was kann man denn da noch am Preis machen?“ Der Verkäufer spricht mit seinem Kollegen. „24,90 Euro könnte ich anbieten“, sagt er. Ganze 50 Prozent Rabatt — ein Erfolg!
Im kleineren Familienbetrieb hat der Baumarkt-Kunde beim Preisdrücken weniger Erfolg. „Wir haben Festpreise. Wir sind doch hier nicht auf dem türkischen Basar“, antwortet der Inhaber auf die Frage, ob der Werkzeugkoffer (155 Euro) auch günstiger zu haben sei. Nichts zu machen. Die Verkaufspreise seien bereits hart kalkuliert — außerdem habe er Markenware mit hoher Qualität, erklärt er.
Die Geschäftsführerin eines Modehauses in der Barmer Innenstadt ist da ähnlicher Ansicht. Für die braune Kunstfellweste gibt es zwar drei Prozent Rabatt, aber das sei eine Sonderaktion, die momentan für die gesamte Damenmode gelte. „Feilschen ist bei uns zwecklos“, sagt sie und wiederholt den schon einmal gehörten Basar-Vergleich.
Vielleicht sind die Verhandlungen mit einem Vierbeiner als Rabattargument einfacher. Die Verkäuferin einer Tierbedarfskette guckt etwas erstaunt, als die dreiste Kundin für bereits reduzierte Zehn-Kilo-Futtersäcke weitere Vergünstigungen will. „Was ist denn, wenn ich 20 Säcke auf einmal nehme?“ Die Angestellte überlegt kurz: „Das muss die Chefin entscheiden, aber 20 sind zu wenig. Da müssten sie eine größere Menge nehmen.“ Nur wohin mit 30 oder 40 riesigen Futterbeuteln?
Rein ins nächste Geschäft — dieses mal wieder ein inhabergeführtes. Im Zoo-Markt am Ostersbaum gibt es zwar kein Hundefutter, aber dafür Fische, Meerschweinchen oder Vögel. Ist die Preisschlacht auch beim Tierkauf erlaubt? Nach dem Motto: Drei Meerschweinchen — eines kostenlos? Dem Verkäufer sind solche Feilschversuche um Mengenrabatt nicht neu. „Bei drei Meerschweinchen geht das nicht. Heute war jemand da, der zwölf Piranhas haben wollte. In so einem Fall kann man schon mal schauen.“ Doch wer will schon zwölf Meerschweinchen, selbst, wenn es eines kostenlos gibt?
Fazit der Tour: Ganz so einfach wie auf dem Markt im Urlaubsland geht das Feilschen in Wuppertal nicht. Aber: Fragen kostet nichts — und manchmal gibt es doch den einen oder anderen Rabatt.
Tipps für's Feilschen
1. Als erstes sollte man sich über das Produkt und den üblichen Preis informieren, zum Beispiel im Internet auf Preisvergleichseiten.
2. Eine zweite Person als Rückendeckung mitnehmen — da fällt das Feilschen leichter.
3. Am besten in die Geschäfte gehen, wenn wenig los ist. Dann kann man in Ruhe den Preis verhandeln.
4. Nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. Erst einmal über das Produkt sprechen.
5. Dann folgt die Frage nach einem möglichen Rabatt. Diesen kann man eventuell durch vorhandene Mängel oder durch den Preisvergleich unterstreichen.
6. Wenn keine Möglichkeit auf einen Rabatt besteht, kann man auch nach Gratis-Zugaben, Service-Leistungen oder einem Mengenrabatt fragen.