Mord-Prozess: Sagt der Angeklagte aus?

Landgericht: Die Staatsanwaltschaft sieht als Motiv des 25-Jährigen die Lust am Töten.

Wuppertal. Ab heute muss sich der 25 Jahre alte Christian S. wegen Mordes vor dem Landgericht verantworten. In der Nacht zum 25. November des vergangenen Jahres soll der junge Mann eine 28 Jahre alte Frau in ihrer Wohnung an der Westkotter Straße getötet haben. Die Anklageschrift liest sich wie das Drehbuch eines Horror-Films.

Nach einem gemeinsamen Abend gingen die beiden jungen Leute noch in die Wohnung des späteren Opfers. Dort soll S. auf sein arg- und wehrloses Opfer hinterrücks mit einem Schraubenzieher eingestochen haben - mehrfach. Die Frau flüchtete. Nach Ermittlung der Staatsanwaltschaft holte S. sie ein, schlang ihr ein Kabel um den Hals, versuchte sie zu erdrosseln. Dann soll er die junge Frau in eine gefüllte Badewanne gelegt und ertränkt haben.

Das Tatmotiv steht für die Ermittler fest: Christian S. kam es darauf an, zu erleben, wie ein Mensch stirbt, heißt es in der Anklage. Die reine Tötungslust ist ein klares Mordmerkmal. Dem 25-Jährigen droht damit die Höchststrafe - lebenslange Haft. Allerdings gibt es Einschränkungen. Laut Anklage ist Christian S. vermindert schuldfähig, weil er zur Tatzeit betrunken war und psychisch krank ist. Im Fall einer Verurteilung könnte demnach auch eine mildere Strafe in Betracht kommen, oder die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus.

Bislang ist offen, ob Christian S. sich heute zu den Vorwürfen äußert. Gegenüber den Ermittlern soll er die Tötung eingeräumt haben. Nur einen Tag nach dem Leichenfund in der Wanne musste der junge Mann den Gang in die U-Haft antreten.

Der 25-Jährige ist in der früheren DDR geboren, lebt seit 1997 in Wuppertal, besuchte im Tal Real- und Hauptschule. Eine Ausbildung zum Krankenpfleger soll er nicht zu Ende gemacht haben, zählte dem Vernehmen nach zuletzt zur Punk-Szene.

Ab heute sollen insgesamt 33 Zeugen helfen, den grausigen Fall aufzuklären. Im Gerichtssaal wird Christian S. aller Voraussicht nach auch die Mutter des Opfers sehen. Wie die WZ erfuhr, tritt sie im Mord-Prozess als Nebenklägerin auf.

Ihre Tochter - die gebürtige Wuppertalerin galt als nett und unauffällig - war erst vor rund drei Monaten in das Mehrfamilienhaus an der Westkotter Straße gezogen. Sie hatte zwar einen Freund, lebte aber, abgesehen von ihren zwei Katzen, allein. Und sie hatte Pläne. Wie die WZ erfuhr, wollte die 28-Jährige ihren Schulabschluss nachmachen und suchte Arbeit. Für den Prozess gegen Christian S. sind bislang sieben Verhandlungstage angesetzt.