Neue Behandlungsmethode: Hoffnung für Herzpatienten

Wie ein neuer Eingriff den Orgelkustos Hans-Joachim Oehm von vielen Beschwerden befreit hat.

Wuppertal. Prof. Hans-Joachim Oehm (76), Musikwissenschaftler und Orgelkustos, der sich unter anderem um die Sauer-Orgel in der Stadthalle kümmert, ist seit vielen Jahren Herzpatient. Trotz mehrerer Bypässe, Stents und einem eingebauten Herz-Defibrillator, der die Herzrhythmusstörungen ausgleichen soll, wurden seine Beschwerden in den vergangenen Jahren dennoch immer stärker.

Der Orgelexperte litt zunehmend an Atemnot, jeder noch so kurze Weg war für ihn eine Qual: „Ich hatte Atemnot, schon ein paar Meter waren für mich ein Problem. Das machte mir große Angst“, berichtet der 76-Jährige. Eine ältere Herzschädigung hatte zu einem vergrößerten Herzen geführt, der Herzklappenring vergrößerte sich und die Herzklappe wurde dadurch undicht — eine Mitralklappeninsuffizienz (siehe Kasten rechts).

Wegen der Schwere dieser Erkrankung sind früher die meisten Patienten mit Herzschwäche nach einigen Jahren gestorben. Eine offene Operation zur Behandlung der Mitralklappenun-dichtigkeit wäre aber zu gefährlich gewesen. „Eine weitere OP ist bei so schwachem Herzen sehr risikoreich“, erklärt Dr. Klaus Tiroch, leitender Oberarzt und behandelnder Arzt am Helios-Herzzentrum am Arrenberg.

Doch eine neuartige minimal-invasive Methode hat Prof. Oehm gerettet und ihn von einem Großteil seiner Beschwerden befreit: Durch einen knapp einen Zentimeter kleinen Schnitt in der Leiste wurde über einen Katheter an der undichten Stelle ein Clip platziert, der die Klappenränder zusammenhält und damit die Undichtigkeit reduziert.

Er verhindert, dass das Blut aus der linken Hauptkammer über die undichte Klappe in den linken Vorhof und damit zurück in die Lunge fließt. Dr. Tiroch: „Für schwerkranke Hochrisikopatienten, die stark eingeschränkt sind, ist das ein schonender Eingriff. Die Beschwerden werden ab den ersten Tagen nach dem Eingriff deutlich gemildert und die Patienten sind schon am nächsten Tag wieder mobil. Eine für die Erholung der Patienten längere Anschlussheilbehandlung ist meist nicht notwendig.“

Der Vorteil für die Patienten: Der Brustkorb muss nicht — wie bei den konventionellen Operationen — geöffnet werden und der Patient muss nicht wie bisher an die Herz-Lungen-Maschine angeschlossen werden. Der Eingriff erfolgt bei schlagendem Herzen und man kann die Abdichtung der Klappe unter realen Bedingungen optimieren.

Weltweit wird das sogenannte Mitralklappen-Clipping erst seit einigen Jahren durchgeführt, am Helios Klinikum Wuppertal wird es seit Februar 2011 angeboten. Weltweit führen es rund 70 Herzzentren durch. „Bei den mehr als 30 Patienten, die wir bisher behandelt haben, gab es keine nennenswerten Komplikationen“, sagt Dr. Tiroch.

Der Eingriff ist für Patienten mit undichter Mitralklappe sinnvoll, die über 75 bis 80 Jahre alt sind und viele Begleiterkrankungen haben. Bei klarer Notwendigkeit und hohem Risiko einer offenen OP übernimmt die Krankenkasse die Kosten.

Prof. Oehm geht es mittlerweile im Rahmen seiner Möglichkeiten wieder gut. „Die Pumpleistung des Herzens ist natürlich nach wie vor schwach, aber ansonsten geht es mir viel besser.“