Oberbarmen: Abschied mit dem Leierkasten

Helga Dudda-Artel, die engagierte Wirtin vom Berliner Platz, sammelte Geld für krebskranke Kinder.

Wuppertal. "Neun Stunden habe ich Musik gemacht", lacht Helga Dudda-Artel, "und am nächsten Tag hatte ich Muskelkater." In einem Kleid, das an die Kaiserzeit erinnert, und mit ihrem bunt bemalten Leierkasten war sie beim Stadtteil-Trödelmarkt anlässlich von Wuppertal 24 Stunden live nicht nur ein echter Blickfang, sondern auch eine routinierte Alleinunterhalterin im Dienst der guten Sache.

Helga Dudda-Artel, die beliebte Wirtin vom Café Restaurant "Am Berliner Platz", drehte die Orgel im Auftrag der Initiative für krebskranke Kinder. "Es macht Spaß, etwas Gutes zu tun", sagt sie. Und das hat man ihr wohl auch angesehen, denn die agile Frau mit der positiven Ausstrahlung versteht es, Menschen für sich einzunehmen. In diesem Fall für die gute Sache: Fast 1000 Euro kamen beim Musizieren und Verkaufen einer riesigen Sammlung von Kaffeekannen zusammen. Fast 600 Exemplare, Geschenke von Oberbarmern an die Wirtsleute, wurden verkauft, weil das Lokal am Oberbarmer Bahnhof schließt - schließen muss.

Die Bahn verlängert den Vertrag nicht, ein Fastfood-Laden soll statt des gutbürgerlichen Gasthauses am Oberbarmer Bahnhof eingerichtet werden (die WZ berichtete). Alle Proteste haben nichts genutzt, auch nicht der Hinweis darauf, dass das Lokal im Stadtteil weit mehr als nur ein Ort zum Essen und Trinken ist. Helga Dudda-Artel und ihre Tochter Birgit Stricker waren in all den Jahren auch immer so etwas wie die guten Seelen am Berliner Platz. Sie halfen, gaben guten Rat und schlichteten so manchen Streit im Bahnhofsumfeld.

Ende des Monats ist nun definitiv Schluss, deshalb hatte man vor zwei Wochen eine große Abschiedsparty für die vielen Stammgäste organisiert. Dabei war schon ein Teil der Kaffeekannen-Sammlung verkauft worden, noch mehr gingen jetzt auf dem Flohmarkt weg - buchstäblich mit Musik.

Ein Happy-End also für die Initiative für krebskranke Kinder, aber noch keins für Helga Dudda-Artel und ihre Tochter: Die Wirtsleute möchten im Stadtteil bleiben. Vielleicht findet sich ja eine nette Lokalität, und möglicherweise weiß jemand, wie man den freundlichen Gastronomen helfen kann. Helfen ist ihr Thema: "Es ist so einfach, etwas Gutes zu tun", sagt Helga Dudda-Artel: "Man muss es nur machen."