Regionaler Konjunkturbarometer Pessimismus in allen Branchen im Bergischen

Wuppertal · Im aktuellen Regionalen Konjunkturbarometer sehen nur die Dienstleister nicht schwarz.

Die Verbraucher halten ihr Geld zusammen: Der Autohandel leidet und blickt pessimistisch in die Zukunft.

Foto: dpa/Sebastian Kahnert

Die Stimmung der Bergischen Unternehmen ist pessimistisch. Abgesehen von den Dienstleistern, die der positive Ausreißer sind, stuft die Mehrheit der Unternehmen die wirtschaftliche Situation als „befriedigend“ oder „schlecht“ ein. Das sind die Ergebnisse des Regionalen Konjunkturbarometers für das vierte Quartal 2024. Auch die Erwartungen an die wirtschaftliche Entwicklung in den kommenden sechs Monaten bleiben pessimistisch, weshalb im ersten Halbjahr 2025 kein spürbarer Aufschwung zu erwarten ist.

„Die Geschäftslage hat sich in den verschiedenen Wirtschaftssektoren sehr unterschiedlich entwickelt. Sehr schlecht beurteilen die Unternehmen des Handels die aktuelle wirtschaftliche Lage“, sagt André Betzer, Vorsitzender des Wuppertal Instituts für Unternehmensforschung und Organisationspsychologie, der gemeinsam mit Markus Doumet das Barometer macht. Im stationären Einzelhandel blieben die Umsätze im vierten Quartal hinter den Erwartungen zurück, obwohl das Weihnachtsgeschäft traditionell die umsatzstärkste Zeit des Jahres darstellt. „Viele Einzelhändler berichten von enttäuschenden Ergebnissen, die auf eine insgesamt zurückhaltende Konsumstimmung hinweisen“, so Betzer. Aufgrund der unsicheren wirtschaftlichen Bedingungen halten die Verbraucher ihr Geld zusammen und verzichten viel auf größere Anschaffungen, was auch die Lage für den Fahrzeughandel verschlechtert. „Besonders markengebundene Fahrzeughändler berichten von einer stark gesunkenen Nachfrage nach Neu- und jungen Gebrauchtfahrzeugen“, so Markus Doumet.

Noch pessimistischer als im Handel, wird die aktuelle Geschäftslage von den Unternehmen des Baugewerbes eingeschätzt. Gegenüber dem vorangegangenen Quartal ist ein deutlicher Rückgang des Lagesaldos zu verzeichnen. Ein Teil dieses Rückgangs ist auf saisonale Effekte zurückzuführen, da die Produktivität im Baugewerbe witterungsbedingt im vierten Quartal üblicherweise sinkt. Allerdings erklärt dies nicht vollständig das Ausmaß der Verschlechterung. „Vielmehr berichten die Unternehmen von einer rückläufigen Nachfrage nach Bauleistungen, ein Trend, der insbesondere im Wohnungsbau während des gesamten Jahres 2024 zu beobachten war. Dieses Phänomen ist nicht auf die Region beschränkt, sondern spiegelt sich deutschlandweit wider“, so Doumet.

Weniger pessimistisch wird die wirtschaftliche Lage im Verarbeitenden Gewerbe eingeschätzt. Zwar liegt der Saldowert für die Geschäftslage weiterhin deutlich im negativen Bereich, konnte jedoch im Vergleich zum dritten Quartal 2024 leicht zulegen. Besonders von Herstellern sonstiger Metallwaren, wie Metallbehältern, Drahtwaren, Federn und ähnlichen Produkten, wurden vermehrt positive Rückmeldungen berichtet. Auch die Geschäftserwartungen für die kommenden sechs Monate wurden optimistischer als zuvor bewertet, blieben jedoch insgesamt überwiegend negativ.

Der Transport- und Logistiksektor – als nachgelagerter Dienstleister für die Bergische Industrie und Handelsunternehmen – reagiert aufgrund der engen wirtschaftlichen Verflechtung mit den ortsansässigen Industrieunternehmen stark zyklisch auf deren Entwicklung. Die anhaltende Unsicherheit in der Industrie führte dazu, dass die Nachfrage nach Transport- und Logistikdienstleistungen auf einem anhaltend niedrigen Niveau blieb. Dennoch verbesserten sich die Einschätzungen der Geschäftserwartungen leicht, blieben jedoch weiterhin im negativen Bereich.

Lediglich im Dienstleistungssektor wird laut Umfrage die Lage als positiv bezeichnet. Diese Entwicklung ist vor allem auf die stabile Geschäftslage in weniger konjunkturabhängigen Teilsegmenten wie beispielsweise IT-Dienstleistungen sowie Rechts- und Steuerberatung zurückzuführen.