Raubüberfall auf Rentner: Was weiß der Belastungszeuge?

Raubüberfall: Prozess gegen einen mehrfach vorbestraften Süchtigen (28) vertagt.

Vohwinkel. Am Abend des 4. Januar dieses Jahres wurde ein 76-Jähriger an seiner Haustür an der Emmichstraße in Vohwinkel hinterrücks angegriffen. Der Täter hatte es auf den mit 180 Euro gefüllten Brustbeutel des Mannes abgesehen. Das Opfer wehrte sich. Der Täter ließ von ihm ab und entkam — ohne Beute.

In dieser Woche begann der Prozess vor dem Schöffengericht. Auf der Anklagebank: ein mehrfach vorbestrafter Heroinsüchtiger. Wegen einschlägiger Beschaffungskriminalität ist der 28-Jährige seit 1998 immer wieder verurteilt worden und hat immer wieder gegen Bewährungsauflagen verstoßen, musste die Strafen verbüßen. Er gestand, im Frühjahr 2010 auf der Gathe ein Handy gestohlen und später verkauft zu haben, um seine Heroinsucht zu finanzieren. Das Gericht wies daraufhin, dass das als gewerbsmäßiger Diebstahl gewertet werden könnte. Zum deutlich schwerer wiegenden Raub in Vohwinkel schwieg der Angeklagte zunächst.

Und das mutmaßliche Opfer? Zu einer Gegenüberstellung mit dem Angeklagten kam es im Porzess nicht. Der 76-Jährige ist krank, konnte den Termin am vergangenen Mittwoch nicht wahrnehmen. Ein Fahnder sagte vor Gericht, dass der Senior im Ermittlungsverfahren den Angeklagten auf Fotos nicht identifizieren können. Der 76-Jährige sei zu aufgeregt gewesen, der Räuber sei ihm zu nahe gekommen, habe der Mann damals ausgesagt. Derzeit geht das Schöffengericht davon aus, dass das Opfer des Überfalls als Zeuge nicht mehr in Betracht kommt.

Doch da gibt es ja noch jenen 31 Jahre alten Mann, der dem 76-Jährigen am Tatabend geholfen haben soll (die WZ berichtete). Das Problem: Der 31-Jährige gehört ebenfalls zur Wuppertaler Rauschgiftszene. Mehrere Vernehmungstermine mit der Kripo ließ er im Januar platzen. Begründung: „Vergessen.“ Zum Prozess in der vergangene Woche musste ihn die Polizei zum Gericht bringen. Im Zeugenstand sagte der 31-Jährige, er habe am Tatabend Hilferufe gehört, aus dem Fenster seiner elterlichen Wohnung den Kampf auf dem Bürgersteig gesehen und hinuntergerufen. Als der Täter aufschaute, habe er in ihm einen flüchtigen Bekannten aus der Szene wiedererkannt — den Angeklagten. „Sicher?“ fragte Richter Christoph Turnwald im Prozess. „Sicher“, kam die Antwort des Zeugen.

Nimmt der Fall doch noch eine Wendung? Im Prozess wurde bekannt, das die Kripo nahe des Tatorts eine Jacke gefunden hat — samt DNA-Spuren des Angeklagten gefunden. Der brach im Prozess schließlich sein Schweigen, stritt den Überfall ab und behauptete, jene Jacke habe man ihm vor dem 4. Januar gestohlen. Verteidiger Oliver Doelfs stellte daraufhin den Antrag, den vermeintlichen Belastungszeugen erneut als Zeugen zu hören (siehe Kasten).