Wuppertals Griechen leiden mit unter der Krise

In Wuppertal leben mehrere tausend Griechen. Sie sind es leid, ständig über die angebliche Faulheit ihrer Landsleute reden zu müssen.

Wuppertal. Theo Olympos hat keine Lust mehr. Er ist genervt. Und müde, immer wieder dieselben dummen Sprüche zu hören. „Man schämt sich ja schon, in eine Kneipe zu gehen und überall zu hören, dass wir auf die Kosten anderer Leute leben“, sagt der gebürtige Grieche und Besitzer des Reisebüros Olympos in Barmen.

Er hat auch keine Lust mehr, ständig diskutieren zu müssen. Über faule Griechen, die den ganzen Tag in der Sonne liegen. Über Renten für Tote, üppige Marmortreppen in Privathäusern und Steine schmeißende Taxifahrer. Oder über deutsche Milliarden, die den arbeitsscheuen Helenen in den Rachen geworfen werden. „Ich bin es leid. Ich ertrage es nicht mehr und gehe kaum noch raus“, sagt Olympos.

Einer, der gar nicht rausgehen muss, weil die Leute zu ihm kommen, ist Pedro Toutsaris. In seiner Pizzeria in der Wiesenstraße in Elberfeld tritt er jeden Tag den Gegenbeweis für die vermeintlich angeborene Faulheit seiner Landsleute an. Bis zu 15 Stunden steht er am Ofen — an sieben Tagen in der Woche. Deshalb erlebt er das allgemeine Schimpfen auf die Griechen auch eher ironisch: „Hier und da gibt es mal einen Spruch. Aber das sind eher Witze von Stammkunden, die ich seit Jahren kenne.“ Auch sonst bekomme er den neuen Volkssport Griechen-Kritik nicht so intensiv mit. „Ich habe keine Zeit, mich an den Stammtisch zu setzen. Und eine Boulevardzeitung habe ich seit Jahrzehnten nicht gelesen.“

Was Toutsaris hingegen häufiger erlebt, sind ernst gemeinte Fragen. „Die Leute fragen mich, was mit Griechenland los ist und wie es weiter geht. Aber wenn es nicht mal die Wirtschaftsfachleute der EU genau begriffen haben, wie soll das dann ein einfacher Mann wie ich wissen?“ Natürlich tue es aber weh, wenn die alte Heimat Probleme hat. „Die Griechen sind ein stolzes Volk. Wir haben Geschichte und Kultur. Was jetzt passiert, ist nicht gut für das Land.“ Allerdings sollte keiner so tun, als ob Griechenland Geschenke aus anderen Ländern bekommt. „Niemand gibt das Geld gratis ab. An jedem Kredit verdient zu erst mal die Bank.“

Das sieht Jannis Stergiopoulos, SPD-Ratsherr und stellvertretender Vorsitzender der griechischen Gemeinde, ganz ähnlich: „Die Griechen werden alle Kredite mit hohen Zinsen zurückzahlen müssen. Die Leidtragenden sind die einfachen Leute und die sozial Schwachen, denen die Löhne und Leistungen gekürzt werden.“ Das Problem hätten aber die griechischen Eliten zu verantworten. „Aber an die kommt niemand heran, weil der Verwaltungsapparat nicht funktioniert.“

Ohnehin findet es Stergiopoulos grenzwertig, ein ganzes Volk als faul abzustempeln. „Natürlich ist Griechenland selbst schuld an der Misere, aber aus deutscher Sicht ist die Diskussion verlogen.“ Deutschlands Exportindustrie habe jahrelang von den griechischen Verschwendungen profitiert. „Man muss nur auf Telekommunikation, Autos, Züge und Rüstung in Griechenland gucken. Das sind alles deutsche Produkte.“ Die Schulden dafür haben nun junge Leute und künftige Generationen. „Die haben leider keine Perspektive mehr.“