Renate Metschies ist den Sinfonikern seit 60 Jahren treu
So lange schon besucht die Barmerin Konzerte des Sinfonieorchesters Wuppertal. Am liebsten sitzt sie in Reihe 9.
Wuppertal. "Es ist das beste Orchester, das wir je hatten", schwärmt Renate Metschies. Die Barmerin muss es wissen, sie besucht seit 60 Jahren, die meiste Zeit davon als Abonnentin, die Konzerte der Wuppertaler Sinfoniker. Kaum eine Aufführung hat die 70-Jährige, deren Liebe zur Musik nach Eigenaussage "riesig" ist und die trotz dieser Passion - oder gerade deswegen? - nie unkritisch ist, verpasst.
Martin Stephani, Hanns-Martin Schneidt, Peter Gülke und George Hanson sind Namen, die sie nicht bloß von Programmheften kennt. Sie hat die Musiker live bei der Arbeit erlebt. Die Dirigate Herbert von Karajans, Karl Böhms und Günter Wands haben sie "nachhaltig beeindruckt. Aber ganz besonders fasziniert bin ich von Toshiyuki Kamioka."
Die Liebe zur Musik ist familiär bedingt. Weil der Vater Geige spielte, wollte auch die kleine Renate dieses Instrument erlernen. "Aber erst mit zehn Jahren waren meine Arme dafür lang genug." Bis dahin übte sie fleißig Klavier und Flöte: "Wenn ich eben Zeit hatte, spielte ich." Auch das Studium in Berlin widmete sie nach dem Abitur dieser Leidenschaft und wurde später Kunst- und Musiklehrerin.
Zunächst unterrichtete sie in Langenfeld, dann an der Bonscheidter Straße. Wichtig war ihr, Erfolgserlebnisse zu vermitteln. "Daran wuchsen die Kinder regelrecht."
Zusammen mit der eigenen Familie wurde Hausmusik gemacht, der regelmäßige Besuch von Konzerten gehörte quasi zum Standardprogramm. "In punkto Musik musste sich Wuppertal nie verstecken." Desinteressierte Musiker kann sie nicht leiden: Wer im Orchestergraben sitzt, gerade nicht dran ist und deshalb meint, mit dem Nebenmann ein Schwätzchen halten zu können, ist ihr suspekt. Aber nicht nur die heimische Sinfoniker-Formation mag die Musikliebhaberin, die, widmet sie sich nicht gerade der Musik ("ich habe gerade Mahler wieder entdeckt"), sehr gerne liest.
Im Dezember vergangenen Jahres reiste sie nach Dresden, um dort das "Weihnachtsoratorium" in der Frauenkirche zu hören: "Das war ein Erlebnis." Wohingegen sie die Inszenierung Mozarts "Zauberflöte" in der Semperoper eher profan fand. "Das war auch von den Stimmen eher enttäuschend." Auch so manches Meisterkonzert, als Gastkonzert in Wuppertal gegeben, konnte nach ihrer Meinung nicht halten, was es versprach.
Bevorzugt sitzt Renate Metschies, die Witwe des Denkmalpflegers Michael Metschies, übrigens in Reihe 9. "Da kann ich meine langen Beine ausstrecken." Übrigens in direkter Sitznachbarschaft zu Oberbürgermeister Peter Jung und dessen Frau Ulrike.
Ob sie die Konzertnähe für ein Gespräch über die drohenden Sparmaßnahmen nutzt, die ihrer Heimatstadt drohen? "Natürlich interessiert mich die kulturelle Zukunft der Stadt", ganz besonders liegt ihr das Sinfonieorchester am Herzen, dem sie treu bleibt. Auch wenn die Preise erhöht wurden, bleibt sie - selbstredend - Abonnentin. "Ich habe das Gefühl, das Sinfonieorchester Wuppertal steigert sich mit jedem Konzert."
Programmwünsche hat sie keine. "Aber ich würde Toshiyuki Kamioka gerne mal so beim Dirigieren erleben, wie es seine Musiker tun." Nämlich von Angesicht zu Angesicht.