Schaeffler: Es sind noch mehr Jobs in Gefahr — Kritik vom Minister

Guntram Schneider fürchtet eine Entwertung von Verträgen zur Standortsicherung. Die IG Metall sieht weitere Jobs in Gefahr.

Varresbeck. Der Schock über die Nachricht, dass Schaeffler die Hälfte der 1500 Beschäftigten in Wuppertal entlassen möchte, ist kaum verdaut — da werden die Sorgen um Schaeffler sogar noch größer. Denn nach einem weiteren Gespräch zwischen IG Metall und dem Unternehmen glaubt Torsten Lankau, 1. Bevollmächtigter der Gewerkschaft: „Es geht darum, die Köpfe zu rasieren.“ Und da stehen mehr als 750 Arbeitsplätze infrage.

Wie Lankau berichtet, will Schaeffler die verbleibenden 750 Mitarbeiter erneut nach Standortsicherungstarif bezahlen. Sie sollen also wie schon seit langer Zeit 40 Stunden arbeiten, aber nur 35 bezahlt bekommen. Eigentlich jedoch hätte es im kommenden Jahr zurück in die 35-Stunden-Woche gehen sollen, so Lankau.

Damit stelle sich für die Gewerkschaft und quer durch die Politik die Frage, wie sinnvoll es überhaupt noch ist, solche Standortsicherungstarife abzuschließen. „Schaeffler kann den Tropfen liefern, der das Fass zum Überlaufen bringt“, so Lankau. Zumal das Unternehmen nach Angaben von Lankau die Zahl der Arbeitsplätze über die Zahl 750 hinaus reduzieren will, wenn sich die Gewerkschaft nicht auf die Mehrarbeit einlässt.

NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider (SPD), mit dem die WZ am Freitag am Rande der Sitzung des Bundesrats sprach, sagt zwar pauschal: „Standortsicherungsverträge machen Sinn.“ Ein Verhalten wie nun bei Schaef-fler entwerte das Instrument jedoch. Und weiter: „Es müsste möglich sein, in der Schaeffler-Gruppe die Einbrüche zu verkraften und die Aufträge anders zu verteilen. Der Konzern macht ja mit anderen Geschäften Gewinne.“ Ein Hintergrund sind wohl die 884 Millionen Euro Konzern-Gewinn unter anderem bei Continental.

Zum Vorgehen der Gewerkschaft: „Da ist sehr seriös gearbeitet worden. Die IG Metall in Wuppertal ist sehr professionell.“ Die Strategie bei Schaeffler jedoch nennt Schneider „zu kurzfristig“. „Heuern und feuern. Das passt nicht. Da muss man einen längeren Atem haben.“ Der Auftragseingang könne ja auch wieder anspringen.

Eine weitere Sorge von Lankau: Wegen bleibender Kosten, zum Beispiel für Energie und das Gebäude, könnte der Standort im konzerninternen Vergleich auch nach einer Stellenreduzierung schlecht dastehen. „Früher oder später wird es um den Standort gehen“, so Lankau. Am Ende könne es heißen: „Rumänien ist billiger.“

Von Schaeffler hieß es bereits nach einer vorhergegangenen Anfrage, man werde sich erst äußern, wenn es etwas zu berichten gibt.