Klimaschutz So hat Wuppertal seine CO2-Bilanz verbessert
Wuppertal · Die Stadt rechnet damit, seit 1990 45 Prozent der Treibhausgase eingespart zu haben. Vor allem wegen des Heizkraftwerks.
Die Stadt arbeitet noch an der Treibhausgasbilanz. Der Klimaschutzbericht mit Bilanz soll Mitte 2020 kommen. Ziel ist eine CO2-Einsparung von 40 Prozent gegenüber dem Referenzjahr 1990. Die Stadt geht davon aus, dass sie 45 Prozent erreicht – wegen des großen Einflusses des 2018 abgestellten Heizkraftwerks an der Kabelstraße. Denn das Kohlekraftwerk emittierte laut WSW 450 000 Tonnen CO2 im Jahr. Damit würde Wuppertal besser dastehen als der Bund.
1990 wurden in Wuppertal 4,4 Millionen Tonnen CO2 emittiert. Ziel ist die Reduktion auf 2,64 Millionen Tonnen bis 2020. Im letzten Klimaschutzbericht waren die Werte bereits bei 2,79 Millionen Tonnen, also um rund 37 Prozent gesunken.
Dass das Heizkraftwerk da gerne vorab genutzt wird, um den Erfolg der frühzeitigen Erreichung der Ziele 2020 zu verkünden, ist klar. Immerhin macht es mehr als zehn Prozent der Summe von 1990 aus. Andreas Mucke, Oberbürgermeister, hatte die Zahl früh publik gemacht und nennt die Stilllegung des Kraftwerks „einen Meilenstein“. Der hohe Wert „ist Fakt“, damit müsse die Stadt nicht hinterm Berg halten.
In anderen Aspekten waren die Veränderungen gegenüber 1990 aber nicht so gravierend, auch wenn die CO2-Werte den Zielen entsprechend sinken. Andrea Stamm, Teamleiterin Klimaschutz bei der Stadt, weist auf viele kleinere, nicht minder wichtige Schritte hin – die in der Tendenz vielfach auch auf Bundesebene zu beobachten seien.
Wuppertals Bilanz hängt auch an den Werten des Bundes
Das lässt sich etwa am Thema Strom zeigen: Ein wichtiger Faktor ist der bessere Emissionsfaktor beim Strom. Der Anteil an Kohlestrom ist zuletzt um mehr als 20 Prozent gesunken, der Anteil erneuerbarer Energien um neun Prozent gestiegen. Das geht aus Zahlen des Fraunhofer Instituts hervor. Und das wirkt sich in Wuppertal insofern aus, als der Strommix für die Wuppertaler Statistik eben der deutsche ist. Das ist besonders relevant, als Strom einer der größten Posten in der Treibhausgas-Statistik ist. 1990 lagen die Emissionen durch Strom in Wuppertal bei mehr als 1,5 Millionen Tonnen – 2014 bei knapp über 1 Million Tonnen. Stamm sagt, der Energieverbrauch sei insgesamt rückläufig. Insofern erwartet sie weitere Reduzierungen der Emissionen.
Das Heizkraftwerk sei real relevant für den lokalen Stromverbrauch und die Emissionen, spiegele sich in der CO2-Statistik nicht wieder. Aber für die wärmebedingten Emissionen falle es wohl ins Gewicht. Die würden territorial berechnet, also auf dem Stadtgebiet. Gleiches gilt auch für Durchgangsverkehr, der jetzt gezählt würde, auch wenn er auf der Bundesautobahn fahre. Dafür fielen Flüge heraus, die eben nicht in Wuppertal starteten, genau wie Streaming oder die Produktion von Kleidung – die Emission werde eben da berechnet, wo die Server oder Fabriken stehen. „Eigentlich müsste es eine zweite Bilanz geben, in der alle ausgelagerten Emissionen hier verrechnet werden“, sagt sie.
Stamm führt an, dass die Methodik mitentscheide, wie die Statistik ausfalle. Man dürfe nicht davon ausgehen, dass die Bilanzen nach der komplett gleichen Logik erstellt worden sind. „Die Methoden ändern sich“, sagt sie. Gleichwohl sei die Tendenz erkennbar.
Auch Oliver Wagner (SPD), Co-Leiter des Forschungsbereichs Energiepolitik beim Wuppertal Institut, weist auf die Grauzonen so einer Statistik hin. Er führt ein aktuelles Beispiel an: Die Stadt hat beschlossen, dass sie nur noch Ökostrom kaufen will, um so 16 000 Tonnen C02 zu sparen. Für Wagner ist das aber vor allem „greenwashing.“ Er sagt, das bringe nichts in Sachen Energiewende und verschiebe nur Kohlestrom aus Deutschland nach Norwegen, von wo dann Wasserkraft komme – rein statistisch. Der grüne Strom sei nur grün auf dem Papier.
Trotz aller Erfolge – etwa beim geringeren Stromverbrauch der Industrie – sagt er, Wuppertal stünde nicht überdurchschnittlich da. Es gebe gerade bei erneuerbaren Energien viele ungenutzte Potenziale. Ebenso bei Gebäudesanierungen. Da liegt er mit Stamm überein. Stamm wie Wagner weisen besonders darauf hin, dass der CO2-Ausstoß im Verkehr seit 1990 nicht gesunken ist. Da sehen sie Handlungsbedarf.