Die Krippe der Kirche Hottenstein trotzt der Zeit

Die Krippenszene in der Kirche Hottenstein ist mehr als 100 Jahre alt. Sie überstand zwei Weltkriege und eine fast folgenschwere Reinigung.

Nächstebreck. Das hätte an die Substanz gehen können: In der Waschküche der Kirche Hottenstein wollte Helmut Oberbossel die Krippenszene reinigen. Dass er dafür Wasser benutzte, sorgte bei den heiligen Königen aus Sackleinen, Ton und Gips für spontane Auflösungserscheinungen. Zum Glück bemerkte Oberbossel den Fehler schnell und trocknete die Figuren. Die 1879 erbaute Hottensteiner Kirche der evangelischen Kirchengemeinde an der Wittener Straße beherbergt so auch noch heute eine der wohl schönsten Sammlungen von Krippenfiguren.

Nach ihrem Dornröschenschlaf auf dem Dachboden des Pfarrhauses St. Johann Baptist in Oberbarmen schmücken sie seit 1996 als Dauerleihgabe die kleine Kirche in Nächstebreck. Ursprünglich stammen die Figuren aus der Kirche St. Peter und Paul in Ratingen, die vom damaligen Dekanatsjugendseelsorger Norbert Trelle nach St. Johann Baptist gebracht wurden.

Die um 1900 entstandenen Figuren, die zwei Weltkriege überstanden, erweckte Helmut Oberbossel, „Krippenexperte“ und „guter Geist“ der Kirchengemeinde Nächstebreck, wie Pfarrer Jörg Wieder erklärt, wieder zum Leben.

Dabei passierte der Fauxpas: „Beim Restaurieren in der Waschküche habe ich zum Reinigen Wasser verwendet und habe schnell gemerkt, dass sich Auflösungserscheinungen zeigten“, erzählt Oberbossel, der für die Gemeindemitglieder Krippen-fahrten nach Werl oder Waldniehl organisiert. „Hier herrscht eine wahre Krippenkultur und -begeisterung“, weiß auch Pfarrer Wieder zu berichten. Für eine Ausstellung haben die Krippenfiguren bereits im Altenberger Dom gestanden.

In der Hottensteiner Kirche finden rund 200 Menschen Platz, und die können seit vergangenen Donnerstag die ausdrucksvollen Figuren, die scheinbar auf dem Weg zur Krippe sind, vor den großen Kirchenfenstern bewundern. Die recht großen Figuren aus Sackleinen, Gips und Ton wirken durch die liebevolle, detailgetreue Ausarbeitung sehr natürlich und ausdrucksstark. Sechs Schafe und ein Widder begleiten die Heiligen Drei Könige auf ihrem Weg zum Heiland. Melchior im hellgrünen Gewand hält ein Weihrauchgefäß in den Händen, während Balthasar und Kaspar, in farbige Umhänge gehüllt, Schatzkästchen als Gabe mitbringen.

Drei Hirten in traditioneller Kleidung stehen stellvertretend für die bibelgetreue Nachstellung der Szene. So schultert einer ein Schaf, während ein anderer durch sein Flötenspiel die Mitreisenden zu unterhalten scheint. „Das Kamel und der Kameltreiber waren fast völlig zerstört. Ich habe sie, so gut es ging, restauriert“, erzählt Oberbossel und freut sich wie Pfarrer Jörg Wieder auf die großen staunenden Kinderaugen, wenn Maria, Josef und das Jesuskind die Reisenden bei „flackerndem Feuer“ an ihrem Ziel begrüßen.