Zittriger Finger am Abzug - Selbsttest auf dem Schießsstand
Vereine des Stadtteils luden zum Neujahrsschießen ein. WZ-Mitarbeiterin Annkathrin Frind wagte den Selbsttest.
Cronenberg. Es ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich eine scharfe Pistole in der Hand habe. Sie ist geladen, der Hahn ist gespannt. Mein Arm ist ausgestreckt, ich ziele in Richtung Scheibe. So viel weiß ich: Ich darf mich nun nicht mehr umdrehen, das könnte einen bösen Unfall auslösen. Mit durchgedrücktem Rücken stehe ich an dem Schießstand. Ohrenschützer dämpfen die Geräusche um mich herum. Es muss ein Höllenlärm sein. Ich ziele. Der Arm wird mir schwer, das offene Auge fokussiert sein Ziel — bereit, den Bolzen in die Scheibe zu jagen.
Ganz langsam tastet sich mein rechter Zeigefinger zum Abzug vor. Irgendwie liegt die Pistole komisch in meiner Hand, ich kann sie nicht so richtig greifen, nehme die zweite dazu. Dann schieße ich. Ich höre einen leisen Knall. Der Rückstoß erschüttert meinen Körper. Das zuvor zugekniffene Auge öffnet sich. „War das Glück, oder sind Sie ein Naturtalent?“, fragt mich Organisator Manfred Stader mit einem Zungenschlag wie ihn nur gebürtige Cronenberger beherrschen und klopft mir anerkennend auf die Schulter. Das unerwartete Ergebnis: Treffer über die ganze Scheibe verteilt, haben mir insgesamt 16 von 30 möglichen Punkten gebracht.
Zum 34. Mal fand es statt, das Neujahrsschießen der Arbeitsgemeinschaft der Cronenberger Turn- und Sportvereine. Obwohl der Sport einen gewissen Stellenwert einnimmt, bieten die Organisatoren Mitgliedern von Vereinen und Institutionen vor allem eine Sache: die Gelegenheit, ins Gespräch zu kommen.
Bei belegten Brötchen und frisch gebrühtem Kaffee werden dann im Schützenheim an der Berghauser Straße Ideen geschmiedet, Veranstaltungen geplant und Neuigkeiten ausgetauscht — und alles dreht sich um den Stadtteil Cronenberg.
„Wir können in Ruhe quasseln“, sagt Manfred Stader. Und aus diesem Grund sind auch zahlreiche Gäste der Einladung gefolgt: Mitglieder der im Rat und in der BV vertretenen Parteien, Bezirksbürgermeister Michael von Wenczowsky, Volkmar Schwarz vom Stadtsportbund, Peter Keller vom Stadtbetrieb Sport und Bäder und Dezernent Matthias Nocke. Auch Oberbürgermeister Peter Jung begrüßte die Gäste im Schützenheim. Selber wollte er aber nicht schießen. „Ich eigne mich derzeit eher als Zielscheibe“, sagte er — mit einem Augenzwinkern.