Diakoniekirche: Viele Ideen, kein Geld

Wie geht es mit der Immobilie im Mirker Quartier weiter? Interessenvertreter und Bürger diskutierten. Besonders die Unterhaltskosten sind ein großes Problem.

Foto: Andreas Fischer

Mirke. Quo vadis, Diakoniekirche? Wie geht’s weiter mit der Immobilie im Mirker Quartier? Diese Frage stand über der Info-Veranstaltung, die am vergangenen Freitag den Kirchenraum füllte. Auf keinen Fall verkaufen, sagt die Initiative Kreuzkirche, die sich auf den alten Namen der Diakoniekirche bezieht. Sie macht sich stark für die Erhaltung des Gebäudes — inklusive Mittagstisch für Bedürftige und Garten.

Unterstützt wird die Initiative von einem breiten Bündnis aus Stadtteilinitiativen, Parteien, Bezirksvertretung und evangelischem Kirchenkreis. Einige Vertreter der Partnerverbände saßen an diesem Abend auf dem Podium. Für die Stadt war das Sozialdezernent Stefan Kühn, für die Diakonie Martin Hamburger. Außerdem Jana Ihle, pädagogische Leiterin der Alten Feuerwache, und Antje Tönnis von der Montag Stiftung Urbane Räume.

Bevor die Diskussion begann, gaben die Mitglieder der Initiative Kreuzkirche erste Antworten auf die Frage „Wie finanziert man das Ganze?“. Dass der Erhalt der Diakoniekirche pro Jahr rund 20 000 Euro kosten würde, hatte man bereits gehört. Andreas von Thienen sprach nun von der Herausforderung, für das ganzjährige Beheizen des Gebäudes eine sechsstellige Summe aufzuwenden.

Wie nötig hier eine Heizung ist, verstanden wohl alle Anwesenden, die nach dem gemütlich warmen Küchenfoyer den kalten Hauptraum betraten. Von Thienen stellte eine Reihe von Finanzierungsideen vor, wie die Einrichtung eines Familiencafés oder von mietbaren Arbeitsräumen. „Für diese ganzen Ideen werden wir viel Unterstützung brauchen“, betonte er.

Michael Felstau trug das Konzept eines multifunktionalen Veranstaltungsraums vor. Kleine mobile Wohnmöbel und Containerwohnungen beeinträchtigten nicht die gottesdienstliche Nutzung des Hauses, versicherte er. Weitere Räume könne man durch die Öffnung von zwei Seiteneingängen und den Ausbau der Kirchenempore gewinnen. So ließe sich am Ende ein Hostel für Reisegruppen oder „Business Meetings“ einrichten.

Martin Hamburger

Vor der Diskussion ließ Moderator David J. Becher (Utopiastadt) das Publikum Fragen ans Podium formulieren. Die meisten zielten auf eine stärkere Öffnung der Diakoniekirche ab. Als sozialer Raum müsse sie den christlichen Rahmen hinter sich lassen, um Anders- und Nichtgläubige anzusprechen. Auch die Interessen von Anwohnern und jungen Menschen müssten stärker berücksichtigt werden.

Diese Anregung nahm Martin Hamburger unter dem Stichwort „Immo-viel-ie“ auf. Das neue Konzept der Diakoniekirche müsse „für viele und von vielen gemacht“ sein. Stefan Kühn konnte sich die Diakoniekirche als einen „Ort der Selbstorganisation“ vorstellen. Jana Ihle unterstrich ihre Bedeutung für ein Stadtviertel mit weiterhin „großer Armutsproblematik“: „Es reißt eine dramatische Lücke, wenn das hier verschwindet.“

Beim Thema Finanzierung blieben klare Aussagen allerdings aus. Kühns Aussage, „der Mangel an Fantasie sei schlimmer als der Mangel an Geld“, führte zu Unmut im Publikum. Ein Zuhörer warf dem Sozialdezernenten vor, „nur die halbe Wahrheit zu sagen“. „Was ist mit der Unterstützung durch die Stadt?“, fragte er weiter.

Kühn ging darauf nicht weiter ein, konnte sich aber eine öffentlich-private Mischfinanzierung gut vorstellen: „Das ist alles kombinierbar.“ „Da können wir auch von der Montag Stiftung beraten“, versprach Antje Tönnis. Den Schlusspunkt der Diskussion setzte Hamburger: „Uns hat bisher beides gefehlt: das Geld und die Fantasie.“ Das müsse sich nun dringend ändern.