Ein Leben für die Kunst

Professor Armin-Ernst Buchrucker hielt 58 Jahre lang Vorträge bei der Volkshochschule. Für die WZ erinnert er sich.

Zooviertel. Am 17. März hatte Armin-Ernst Buchrucker genug — im positiven Sinn. Mit dem letzten Teil der Vorlesung „Die Venezianische Malerei: Vom byzantinischen Erbe bis zum internationalen Rang“ beendete der 88-Jährige endgültig seine beeindruckende Laufbahn an der hiesigen Volkshochschule (VHS).

136 Vorlesungen hat der gebürtige Elberfelder in den vergangenen 58 Jahren an der VHS gehalten. Das ist nicht nur ein VHS-interner Rekord, sondern mit Blick auf seinen eigentlichen Hauptberuf umso erstaunlicher. Denn „ganz nebenbei“ war Buchrucker mehr als 30 Jahre lang Professor für Kunstgeschichte und Theologie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt.

Wie es überhaupt dazu kam, dass Buchrucker neben seiner Universitätskarriere in der hessischen Metropole auch noch ein Mal wöchentlich in der Erwachsenenbildung seiner Heimatstadt tätig war, weiß er heute nicht mehr so genau. Doch an die zahlreichen schönen Momente kann sich der rüstige Rentner umso besser erinnern und räumt gleich mal mit einem Vorurteil auf: „Auch die Hörer an der Volkshochschule sind kluge Leute. Die wollen ebenfalls etwas Fundiertes hören. Ich habe mich auf jeden Vortrag genauso vorbereitet wie auf die Vorlesungen an der Universität.“

Zwar habe er seine Manuskripte immer etwas komprimiert, dafür konnte er bei seinen Zuhörern an der VHS weitaus mehr Allgemeinwissen als bei seinen Studenten voraussetzen: „Die meisten waren ältere Herrschaften, teilweise Akademiker nach ihrem Berufsleben, die sich persönlich weiterbilden wollten. Wer zu mir kam, hat sich für das Thema interessiert und war nicht nur da, um einen Schein zu bekommen.“

Zwischen 100 und 150 Hörer konnte Buchrucker jeden Donnerstag zu seinen VHS-Vorträgen begrüßen. Diese ließen sich dann mitnehmen, in ferne Länder, in ferne Zeiten. Ob in die toskanische Malerei des 13. und 14. Jahrhunderts, in die Werke der alten Niederländischen Meister oder in die Welt der Modernen Kunst — Buchrucker ist auf all diesen Gebieten Experte und weiß sie auch einzuordnen.

Dieses Einordnen ist für den 88-Jährigen ein ganz wichtiger Punkt. Buchrucker lässt Kunst- oder Bauwerke nie für sich selbst sprechen, sondern möchte sie im Kontext ihrer Entstehung verstanden wissen. Deshalb kam es ihm zu Gute, dass er neben der Kunstgeschichte auch in der Theologie zu Hause ist. „Wir brauchen ein Bild der Zeit, des Ortes und der politischen Verhältnisse, um zu verstehen, wie ein Objekt entstanden ist“, sagt Buchrucker, der deswegen am liebsten gleich vor Ort ist.

Zwar hat er einen „Fundus von rund 13 000 Dias über die abendländische Kultur“, wie er sagt. Wichtig waren ihm aber auch immer seine Exkursionen nach England, Frankreich, Italien, Skandinavien und sogar in die USA.

Aber auch damit ist es nun wohl vorbei. Was nicht heißt, dass Buchrucker sich nicht weiterbildet. Auch mit 88 Jahren ist er noch im ständigen Austausch mit seinen ehemaligen Kollegen. Er lebt es auch nach der Uni und der VHS weiter — sein Leben für die schönen Künste.