Spannende Geschichten aus der Zeit des Kalksteinabbaus

Herbert Wagner führte durch den Kalkofen Eskesberg.

Foto: Andreas Fischer

Eskesberg. Er gehört zu den letzten verbliebenen industriellen Kalköfen im niederbergischen Raum. 1893 bekam der Unternehmer Emil Lipken die Genehmigung für die Errichtung des Kalktrichterofens am Eskesberg, nahe des damaligen Kalksteinbruches.

Bei seiner ersten öffentlichen Führung dieses Jahres in dem Industriedenkmal gab Herbert Wagner seinen Besuchern einen Einblick in die Geschichte der Kalkgewinnung. Anschaulich schilderte er die Funktionsweise des Ofens und verdeutlichte die harten Arbeitsbedingungen. Wie der Name sagt, wurden durch einen Trichter auf dem Dach des Gebäudes Kalkstein und Kohle eingefüllt. „Schon das Anzünden der Öfen war nicht leicht und benötigte viel Geschick“, erzählte Wagner. „Es erfolgte mittels Stroh, Reisig, Holzscheiten und Petroleum getränkter Lappen.“

Fast einen ganzen Tag dauerte es, bis der gewonnene Kalk unten aus den Ofenklappen gezogen werden konnte. Auf Bildtafeln demonstrierte Wagner die Unterschiede zum ehemals benachbarten Ringofen, in welchem das Feuer von Kammer zu Kammer geleitet wurde.

In alten Zeiten wurde der Kalkstein mit Hammer und Schlegel gewonnen. Später nutze man zunächst Presslufthämmer und schließlich Sprengstoff. Historisches Filmmaterial bot einen Einblick in den Wandel der Arbeitsbedingungen. „Rund ein Drittel des Kalks ging an die Stahlindustrie, große Mengen auch an den Straßenbau“, sagte Wagner.

Ein Blick vom Dach in den Einfülltrichter verdeutlichte die Mengen, die dort verarbeitet wurden, bis die Produktion 1957 eingestellt wurde. Inzwischen ist der Ofen saniert und die ehemalige Kalksteingrube renaturiert. Das umliegende Biotop wurde zum Lehrpfad „Eulenkopfweg“. Die kostenlosen Führungen finden immer am ersten Sonntag im Monat um 11 Uhr statt.