Einzelhandel: Annegret Monhof (64) pfeift auf den Ruhestand
Sie war eigentlich schon in Rente, doch jetzt öffnet sie ihre Boutique lieber zum zweiten Mal.
Ronsdorf. Annegret Monhof ist in ihrem Element. Sie zeigt Kunden Pullover, Jacken und Tücher, bedient, berät und hat ein offenes Ohr für die besonderen Wünsche ihrer Kunden. Was nach einem ganz normalen Tag im Einzelhandel aussieht, ist doch etwas Besonders. Den Annegret Monhof wird im Sommer 65 Jahre alt und hat ihre Boutique „Piekfein“ gerade wiedereröffnet.
Erst mit 60 hatte die Inhaberin 2009 überhaupt den Neustart mit einer eigenen Boutique gewagt. Im vergangenen September kam dann doch die Idee an den Ruhestand auf. „Nach vier schönen Jahren habe ich den Laden geschlossen“, erzählt Monhof. Doch daheim fiel ihr schnell die Decke auf den Kopf. „Ich habe den Kontakt zu meinen Kunden und mein kleines Lädchen vermisst“, sagt sie. „Und ich fühle mich definitiv noch nicht alt genug, um nur noch zu Hause auf dem Sofa zu sitzen.“
Nach der Lehre als Einzelhandelskauffrau hat Annegret Monhof ihr Leben lang in der Modebranche gearbeitet, meist in bekannten Wuppertaler Geschäften, die inzwischen geschlossen haben. Die Erfahrung kommt ihr nun zugute. „Ich kenne meine Branche, aber ich kenne auch Ronsdorf und denke, ich kann gut einschätzen, was sich hier verkaufen lässt.“ Sie führt Oberbekleidung, Taschen, Tücher und passenden Modeschmuck.
Ihr Glück war es, dass sie dasselbe Ladenlokal wieder anmieten konnte. „Bei der Kündigung hatte mir mein Vermieter angeboten, die Theke und Anprobe-Kabinen stehenzulassen. Er wollte versuchen, das Ladenlokal möbliert zu vermieten“, erzählt Annegret Monhof. „Mein Glück war, dass das nicht gelungen ist.“ Letztlich ausschlaggebend für die Wiedereröffnung war die Einladung eines Juweliers, die sie daheim im Briefkasten hatte. Die Aufschrift: „Beruf ist Leidenschaft. Mit 65 starte ich noch einmal durch“.
Ihre Kundinnen freuen sich sehr über diese Entscheidung. „Viele haben mir gesagt, dass sie mich vermisst haben“, sagt Annegret Monhof glücklich. Am Eröffnungstag standen schon Kunden vor der Tür, als sie ankam. Zu den treuen Kundinnnen zählt auch Alma Lemke. „Ich bin froh, das es ,Piekfein’ wieder gibt“, sagt sie — und an die Inhaberin gewandt: „Ich habe so oft an sie gedacht.“ Alma Lemke schätzt vor allem die Zeit und Ruhe beim Einkauf. „Hier kann ich mir Zeit nehmen und werde auch in Ruhe beraten. Das ist in großen Kaufhäusern oft nicht mehr der Fall.“
Für Annegret Monhof war wichtig, dass auch ihre Familie einverstanden war. „Mein Mann, mein Sohn und meine Tochter stehen hinter mir und unterstützen mich. Das ist das Schönste.“ Man merkt, dass sie Spaß an ihrem Beruf hat — das Alter spielt dabei keine Rolle.