Wuppertal Mister Germany fällt heute Bäume
Günther Pukall ist mit 78 Jahren noch topfit und arbeitet mit Freude an den Ronsdorfer Anlagen.
Ronsdorf. „Wer rastet, der rostet.“ Es dauert nicht lang, bis Günther Pukall diese Weisheit einwirft. Er muss es wissen, denn er hat auch mit 78 Jahren noch keine Lust zu rasten. Dass er immer noch sprichwörtlich Bäume ausreißen kann, sieht man dem muskulösen Mann an. Er kümmert sich allein um die 30 Hektar großen Ronsdorfer Anlagen. „Er hält sie hervorragend in Schuss“, sagt Bernd Drache begeistert, Ehrenvorsitzender des Ronsdorfer Verschönerungsvereins.
An vier Tagen in der Woche ist Günther Pukall fünf Stunden in dem Waldgebiet unterwegs, bessert Wege aus, schneidet Hecken — gerade hat er die Wiese auf dem Spielplatz gemäht. „Das wird nie langweilig“, sagt der gelernte Forstwirt. Eigentlich bräuchte er längst nicht mehr zu arbeiten, aber: „Die Arbeit macht mir Spaß. Einfach nur rumhängen, das ist nichts für mich.“
Gearbeitet hat er, seit er 15 Jahre alt ist. Geboren 1938 in Königsberg, floh seine Mutter mit ihm, damals vier Jahre, und drei Geschwistern mit dem Schiff nach Westen, landete in einem dänischen Internierungslager, „mit Wachposten und Stacheldraht“, erzählt Pukall. Nach dem Krieg seien sie nach Niedersachsen auf einen Bauernhof gekommen — zwangsweise. „Flüchtlinge wollte ja keiner. Die Polizei musste mitgehen, damit wir bleiben konnten.“ Mit 15 hatte er seine erste Stelle in der Landwirtschaft. „Zehn bis zwölf Stunden am Tag“ musste er zupacken, erinnert er sich. Später zog die Familie nach Wuppertal. Er fing auf dem Bau an, machte dann mit seinem Schwager ein Gewerbe für Holzfällerei und Aufforstung auf, wurde dann Forstarbeiter bei der Stadt.
Seit Anfang 30 betreibt er Bodybuildung. Damals eröffnete das erste Studio in Wuppertal. „Ich bin da sofort hin“, erzählt er. Der Betreiber habe ihn alles ausprobieren lassen. „Am nächsten Tag konnte ich meine Arme nicht mehr bewegen“, erinnert er sich grinsend. Trotzdem blieb er dabei. Und als das Studio 1971 zumachte, übernahm er es mit seiner Frau. Sein „Sportstudio Topfit“ war erst auf der Friedrich-Ebert-Straße, dann an der Bundesallee 221. Weil er seinen Kunden Vorbild sein wollte, nahm er 1985 am Bodybuilding-Wettkampf teil, machte direkt den ersten Platz seiner Altersklasse und erhielt den Titel „Mr. Germany“.
Bei ihm habe damals einfach alles gestimmt, die Muskeln hatten die richtige Größe und saßen symmetrisch an der richtigen Stelle.
Eine Sieger-Urkunde hatte er schon 1982 beim Zielfällen geholt, zwei Mal machte er noch den ersten Platz beim Bankdrücken. Das Studio gab er 1996 auf — es war zu aufwendig. Den Sport betrieb er aber weiter. Bis heute steht ein Gerät in seinem Keller, das er noch ausgebaut hat. Täglich trainiert er zu Radiomusik eine halbe Stunde. „Der Körper ist dazu da, dass er bewegt wird“, ist er überzeugt. Man dürfe es nur nicht übertreiben. Er habe weder Probleme mit Gelenken noch mit Knochen. Ohne Training könnte er sicher nicht mehr so arbeiten.