24 Stunden in Vohwinkel: Bakterienkulturen bei Laune halten
Im Klärwerk Buchenhofen läuft die Anlage rund um die Uhr. An den Abenden wird es etwas ruhiger.
Wuppertal. Die großen Becken sind eingebettet in grüne Wiesen und die Strahlen der Sonne glitzern auf der Wasseroberfläche. Es ist eine idyllische Aussicht, die sich dem Betrachter von der Schaltwarte des Klärwerks Buchenhofen bietet.
Mandy Dademasch hat dafür keinen Blick. Auf den vier großen Monitoren vor ihr überwacht die Mitarbeiterin konzentriert die technischen Abläufe der Anlage. Auch wenn es um kurz nach 17 Uhr auf dem Werksgelände ruhig geworden ist, gehen die Klärprozesse weiter. Der Betrieb läuft 24 Stunden ohne Pause und in der Schaltwarte kommen alle Informationen zusammen.
„Das hier ist das Herzstück des Klärwerks“, erläutert Dademasch, die angesichts der Datenmenge immer die Übersicht behalten muss. Zwar läuft vieles automatisch, aber bei insgesamt 8000 Prozesswerten muss je nach Beanspruchung der Anlage immer wieder eingegriffen werden. Gerade weist ein Warnsignal akustisch und optisch auf die Notwendigkeit der Anpassung beim elektrischen Verbrauch hin.
Mandy Dademasch leitet sofort die notwendigen Schritte ein. „Wir haben einen hohen Energiebedarf, den wir zum Teil selbst decken“, sagt die 33-Jährige. Dafür werden unter anderem die bei der Klärung anfallenden Faulgase verstromt. Aber auch viele weitere Aspekte des Betriebs erfordern volle Aufmerksamkeit. So müssen etwa die Bakterienkulturen in den großen Belebungsbecken bei Laune gehalten werden. Sie sorgen für die Zersetzung von Schmutzpartikeln, aber dafür muss genau die richtige Menge an Sauerstoff hinzugegeben werden.
Auch spielt bei den Abläufen das Wetter eine wichtige Rolle. Durch den anhaltenden Sonnenschein liegt der Wasserzulauf heute bei „nur“ 1,4 Kubikmetern pro Sekunde, was aber immerhin 1400 Litern entspricht. „Bei Regen können es aber auch schnell mal vier Kubikmeter sein“, sagt Dademasch. Dann wird es in der Schaltwarte stressig. Seit 2004 arbeitet die 33-Jährige als Fachkraft für Abwassertechnik und verfügt mittlerweile über viel Erfahrung. Die ist auch notwendig, denn der Beruf bedeutet eine hohe Verantwortung.
„Wenn das Klärwerk nicht richtig arbeiten würde, käme es zu Umweltschäden in der Wupper“, erklärt Kollege Marc Hasenbein von der Prozessleittechnik. Deshalb verfügt die Anlage über viele Sicherheitsmechanismen. Am Ende kann der Computer aber keine Entscheidungen fällen. „Der Mensch ist unverzichtbar“, sagt Hasenbein. Er schätzt an seiner Tätigkeit vor allem die Abwechslung. „Hier laufen biologische, chemische und elektrotechnische Prozesse ab. Das ist spannend.“
Auch Mandy Dademasch mag ihren Beruf. Sie ist zudem das beste Beispiel dafür, dass in der einstigen Männerwelt des Klärbetriebs immer mehr Frauen arbeiten. „Das ist nicht mehr so ein Knochenjob wie früher“, erklärt Dademasch.
Früher mussten die Auszubildenden etwa vier Wochen Dienst im Rechenhaus tun. Dort werden nicht etwa die Bilanzen gerechnet, sondern aus dem noch unbehandelten Abwasser mit großen Rechen die gröbsten Schmutzanteile herausgefiltert. Neben der körperlichen Anstrengung war das für geruchsempfindliche Naturen eine Tortur.
Außerdem gibt es in Buchenhofen einen eigenen Forschungsschwerpunkt. Dabei wird nach Möglichkeiten gesucht, Medikamentenrückstände aus dem Abwasser zu filtern. „Wir leisten hier Pionierarbeit“, sagt Marc Hasenbein.
Derweil läuft die Arbeit in der Schaltwarte problemlos. Die Schicht von Mandy Dademasch dauert noch bis 22 Uhr. Dann übernimmt ein Kollege. Der Klärbetrieb muss immer weitergehen.