Privatschule Boltenheide überzeugt die CDU

Die private Realschule des türkischen Trägers Spektrum stellt sich am Samstag bei einem Tag der offenen Tür vor.

Vohwinkel. Hohe Wellen hat die Plakatwerbung für die privateRealschule im Wuppertaler Westen geschlagen: "Was sind das für Eltern,die ein Foto ihres 12-jährigen Kindes öffentlich auf ein Plakat druckenlassen?" fragte eine Leserin nach dem Bericht in der WZ. "Der Junge undseine Eltern waren einverstanden", entgegnet Inge Sassin, Schulleiterinder geplanten Einrichtung. Auch die Eltern verteidigen gegenüber der WZdie Aktion als freie Entscheidung ihres Sohnes. Inge Sassin räumtjedoch ein, dass diese Art der Werbung womöglich nicht ganz glücklichgewählt gewesen sei. Man hätte überlegt, einen deutschen Jungen und eintürkisches Mädchen gemeinsam zu zeigen: "Der Trägerverein hat sich aberanders entschieden", sagt Geschäftsführer Orhan Yildirim, der ansonstenkein Problem erkennen mag: "Er sieht doch gut aus."

Selbstbewusstund betont offen zeigten sich Geschäftsführer und Schulleiterin dergeplanten Privatschule am vergangenen Mittwoch beim Informationsbesuchder Vohwinkeler CDU. Die Stadtteilpolitiker hatten sich vor Ort einenEindruck verschaffen wollen - und wurden offenbar überzeugt: "Wir sehendas Ganze positiv", sagte der CDU-Vorsitzende Eckhard Klesser am Endedes Gesprächs, bei dem seiner Ansicht nach viele Unklarheitenausgeräumt werden konnten. Beispielsweise die Sache mit derUnterrichtssprache. "Ich kann kein Türkisch", sagt Inge Sassin, "undunsere Lehrer sprechen es auch nicht. Wir sind keine türkische Schule,99,5 Prozent unserer Eltern sprechen fließend deutsch, die Kindersowieso".

Dasszurzeit - bis auf zwei Ausnahmen - nur türkischstämmige Kinderangemeldet seien, liege daran, dass der Trägerverein Spektrum ausSolingen seit Jahren in der Nachhilfe arbeite und so über Kontakte zuEltern verfüge. "Wir freuen uns über Kinder aus anderenHerkunftsländern", sagt die künftige Schulleiterin. Auch beim ThemaReligion konnten Sassin und Yildirim ihre Besucher beruhigen - es gebekeinen islamischen Religionsunterricht. "Wir sind eine privateErsatzschule, für die dasselbe gilt wie für staatliche Schulen. UnsereStärken sind Zuwendung, Förderung jedes einzelnen Schülers und kleineKlassen."

Für die Verwirklichung des Projekts wird vielGeld in die Hand genommen: Bei grob überschlagenen jährlichenBetriebskosten von rund 600 000 Euro inklusive Miete und Personalkostenfür neun Lehrkräfte bleibe ein großer zusätzlicher Aufwand für denVerein - "auch wenn wir zwischen 85 und 87 Prozent staatlicherZuwendung bekommen", sagt Yildirim zum Thema Finanzierung. "Es ist einGlück, dass wir in NRW sind, das ist nicht überall so."

Inanderen Städten wie Berlin, Köln, Stuttgart oder Hannover gibt esPrivatschulen ähnlichen Zuschnitts, die ebenfalls aus Nachhilfegruppenentstanden sind. Etlichen von ihnen wird Nähe zu den Lehren desislamischen Predigers Fethullah Gülen nachgesagt. Auch in Solingen gabes Diskussionen um den Verein Spektrum und seine Haltung zu Gülen.Natürlich kenne er den Prediger "als berühmte Persönlichkeit", sagtOrhan Yildirim. Eine Verbindung oder Nähe zu den Lehren gebe es abernicht. "Wir sind unabhängig und eigenständig." Er richte seinen Blickjetzt ganz auf Vohwinkel. Dort warte man nur noch auf grünes Licht vonder Bezirksregierung. Der Grund für die Verzögerung bei der Prüfungseien unter anderem noch nicht abgeschlossene Brandschutzmaßnahmen imGebäude.