Städtedreieck macht sich für Kulturkooperation stark
Die Oberbürgermeister der drei Bergischen Städte stellten ihren Fahrplan für eine neue Form der Zusammenarbeit vor.
Rund 50 Leiter aus den wichtigsten Kultureinrichtungen im bergischen Städtedreieck kamen in dieser Woche im Teo Otto Theater in Remscheid zusammen. Eingeladen hatten die drei Oberbürgermeister, die Sozialdemokraten Andreas Mucke (Wuppertal), Tim Kurzbach (Solingen) und Burkhard Mast-Weisz (Remscheid). Vorgestellt wurde den Kulturakteuren das Programm „Kulturkooperative Bergischer Kulturraum“. Dafür fiel am Mittwoch der Startschuss. Geleitet wird der halbjährige Prozess, Stärken der drei Städte zu analysieren und zu einem gemeinsamen Angebot zu schnüren, von Prof. Dr. Oliver Scheytt. Er gilt als Kulturexperte. Scheytt stellte sich in einer zweiten Runde in Remscheid auch den Kulturpolitkern aus dem Städtedreieck vor, sie werden ebenfalls beobachtend an dem Prozess teilnehmen.
Im Mittelpunkt der Kooperative stehe, das betonten die drei Stadtspitzen bei einer Pressekonferenz zum Ergebnis des ersten Beschnupperns, zunächst die Kultur im Bergischen, wie sie ist. Nach der Stärke- und Schwächeanalyse folge als weiterer Schritt, in Interviews die Bedürfnis-Lagen in den Städten auszuloten. In drei Workshops sollen dann gemeinsame Projekte und eine Zusammenarbeit für den „Bergischen Kulturraum“ entwickelt werden. Das alles geschehe ergebnisoffenen, ohne jegliche Vorgabe, betonte Mast-Weisz. Und er sagte: „Wir wollen nach außen wirken, Gäste ins Bergische holen. Aber auch nach innen.“ Die Entfernungen im Städtedreieck seien ja tatsächlich viel kleiner, als sie sich in vielen Köpfen darstellten. Kollege Kurzbach aus Solingen ergänzte, dass man natürlich auch die Finanzen im Hinterkopf habe. Mittelfristig seien in den drei armen Kommunen nicht mehr Mittel für die Kultur zu erwarten, aber die Kosten würden bestimmt steigen.
Daher wolle man sich gemeinsam um einen Teil der zusätzlichen 100 Millionen Euro für Kultur im neuen NRW-Landeshaushalt bewerben. Doch das gehe nur gemeinsam, erläuterte Wuppertals OB Mucke. Im Städtedreieck herrsche oft der Eindruck, Wuppertal dominiere. Doch die Stadt sei zum Beispiel neunmal kleiner als Berlin. Um sich gegen die großen Metropolregionen durchzusetzen, gehe das eben nur zu dritt. Zugleich betonte er, dass das auf Augenhöhe passiere, nur das ergebe Sinn. In Sachen Fördermittel arbeiten die Städte schon zusammen, bemühen sich aktuell, in Düsseldorf Gehör zu finden. Mit der Auswahl der Beratungsfirma von Scheytt holen sich die Städte Kompetenz ins Städtedreieck. Die unter dem Namen „Kulturexperten“ tätige Gesellschaft berät beispielsweise europäische Kultur-Hauptstädte. Prof. Dr. Scheytt selbst (siehe Kasten) war von 1993 bis 2009 Kulturdezernent der Stadt Essen. Als Essen Kultur-Hauptstadt Europas wurde, war der Jurist Geschäftsführer der Ruhr 2010 GmbH. Seine Arbeit in den drei Städten versteht er zunächst als moderierend. Er wolle die Akteure kennenlernen, dazu zählten auch die vielen in der freien Kulturarbeit Tätigen.
Sie sollen im laufenden Prozess eingebunden werden, um die Vielfalt der Kulturlandschaft in ihrer Tiefe erfassen zu können. Aus all dem werde man dann „einen passenden Teig für eine moderne Kultur“ anrühren, erklärte Solingens Kulturdezernentin Dagmar Becker (Grüne). Sie nahm wie ihre Kollegen aus den anderen Städten ebenfalls am Treff der Kulturakteure teil, wie auch die Kämmerer der Städte. Remscheids Kulturdezernent Dr. Christian Henkelmann (CDU) glaubt an den Erfolg der Kooperative. Mit den drei Stadtchefs ständen für die Kultur ausgesprochen engagierte Politiker an der Spitze. „Das ist eine historisch einmalige Situation.“