Starthilfe bei der Jobsuche: Paten suchen Patenkinder
Das Patenprojekt Ausbildung bietet Jugendlichen eine Chance, die bei der Suche nach Lehrstellen bisher leer ausgegangen sind.
Wuppertal. Beachtliche Erfolge hat das „Patenprojekt Ausbildung“ vorzuweisen. Seit November 2007 konnten mehr als 60 junge Menschen in einen Ausbildungsplatz vermittelt werden, die es ohne Unterstützung durch ihre qualifizierten und in Wuppertal gut vernetzten Ausbildungs-Paten vielleicht nie geschafft hätten. Umso erstaunlicher ist, dass die Paten nun händeringend nach neuen Patenkindern suchen.
Auf ihre persönliche Bilanz als Patin ist Gisela Tomoschat im Rückblick stolz, aber sie beunruhigt zunehmend, dass immer weniger der insgesamt etwa 35 Paten ausgelastet sind. „Unser Angebot besteht, aber wir haben die große Sorge, dass die Jugendlichen, die Unterstützung und Betreuung besonders nötig haben, von uns immer schwerer zu erreichen sind“, sagt die frühere Koordinatorin für Aus- und Weiterbildung/Jugend in Arbeit bei der Industrie- und Handelskammer. Paten suchen Patenkinder — lautet deshalb ihr Aufruf. Und dieser Aufruf richtet sich vor allem auch an Eltern und Betreuer von betroffenen Jugendlichen.
Von der ehrenamtlichen Arbeit können die Patenkinder enorm profitieren, und die Hilfe geht im Idealfall über die berufliche Ebene hinaus. Ein Beispiel aus der Arbeit von Gisela Tomoschat macht deutlich, worin der besondere Wert des Patenprojekts Ausbildung von der Initiative „Meine Stunde für Wuppertal“ liegen kann.
So betreut Gisela Tomoschat derzeit eine junge Frau, die eine Ausbildung zur Sport- und Fitness-Fachfrau absolviert. „Entscheidend waren die ersten Gespräche, um erst einmal herauszufinden, wo überhaupt ihre Stärken liegen. Und das sind ganz andere, als man ihr zugesprochen hatte, denn sie sollte Lageristin werden. Den Jugendlichen hilft vor allem ein ausgiebiger Check, denn sie haben selbst oft ein zu enges Spektrum, was die Auswahl von Berufen angeht. Viele schauen auf die Klassiker, wie Friseurin oder Mechatroniker. Dabei gibt es viele Möglichkeiten mehr“, sagt Gisela Tomoschat.
Eine andere Aufgabe sei es, den Jugendlichen Mut zu machen, die Bewerbung überhaupt noch einmal in Angriff zu nehmen. „Der Pate ist im Idealfall eine Vertrauensperson und es entsteht ein persönlicher Kontakt. Da wird auch schon einmal über Liebeskummer gesprochen.“ Doch Gisela Tomoschat hat auch schon Fälle erlebt, in denen sie beim Sprung auf den „fahrenden Zug“ nicht helfen konnte.
„Jugendliche, die sich bei uns melden, sind schon länger aus der Schule raus und sie haben auch schon eine Bildungsmaßnahme absolviert. Sie sind in der Regel schon einmal durch den Rost gefallen. Einige sind frustriert, außerdem kommen viele aus einem schwierigen Umfeld“, sagt Gisela Tomoschat. Sie hat auch schon erlebt, dass eine junge Frau gleich den ersten Gesprächstermin mit ihr platzen ließ.
Es überwiegen jedoch die positiven Erfahrungen. Und so hofft Gisela Tomoschat, dass Jugendliche oder deren Eltern den wichtigen ersten Schritt wagen und sich bei dem Patenprojekt melden. Den Kontakt zu einem passenden Paten stellt Angelika Leibnitz vom Service Ehrenamt im Büro von Oberbürgermeister Peter Jung (siehe Kasten) her. 35 Paten stehen auf Abruf bereit, und deren Erfahrung kann beim Start ins Berufsleben Gold wert sein.