Tannenbäume als Wintersnack
Welche Tiere bei der winterlichen Kälte frieren, welche von ihr profitieren und welche sich auf die Silvesterfeier freuen.
Wuppertal. Wer denkt, dass sich die Tiere in dieser Jahreszeit nicht wohl fühlen, ist total auf dem Holzweg - zumindest die Tiere vom Wuppertaler Zoo scheinen sich mit den eisigen Temperaturen über die Jahre arrangiert zu haben.
"Es ist zurzeit eigentlich alles normal hier", sagt André Stadler vom Zoo, "die Flamingos sind schon drinnen und alle Tiere sind generell kürzere Zeit draußen im Winter". So auch die Elefanten: Bei längeren Winterspaziergängen an der frischen Luft bestünde bei den Elefanten die Gefahr, dass sie Erfrierungen an den Ohrenrändern bekommen.
"Tropische Enten und Kraniche sind schon seit Herbst drinnen untergebracht", erklärt Stadler und fügt hinzu: "eigentlich sind die Zoo-Bewohner ganz gut an die Jahreszeiten angepasst, sie kennen sie ja auch in der freien Natur. Sogar in Afrika könnten es durchaus einmal minus zehn Grad werden."
Die Tiger Wassia und Manschu hingegen freuen sich über die eisigen Temperaturen, das erkennt jeder, der einen Blick durch die zugefrorenen Scheiben riskiert (man ignoriere das tigerfreundliche Schild an der Trasse, dass den Großkatzen die vorbeifahrenden Mountainbiker appetitanregend als "Essen auf Rädern" deklariert).
Den Zoobesuchern die weitergehen, eröffnet sich ein schönes Winterbild nach dem anderen - zur Mittagszeit allerdings nur mit bedingter Dynamik: Da sind die sibirischen Steinböcke, die wohl mit die einzigen sind, die die Nach-Weihnachtszeit noch schöner finden, als die Festtage. Die Steinböcke mümmeln genüsslich alte Tannenbäume. Die ausrangierten Weihnachtsbäume wurden den Zoobewohnern gespendet. Offensichtlich sind die immergrünen Zweige eine Delikatesse für viele Tiere - zum Beispiel für die Guanakos oder die Maras. Ob sie nach Lebkuchen und Zimtstern schmecken? Sie sind jedenfalls ordentlich abgeschmückt, rote Kugeln und Lametta sucht man vergeblich.
In den Nachbargehegen werden Zaubererfans und Harry-Potter-Fans auf ihre Kosten kommen: Die Schneeeulen bleiben in diesen frostigen Tagen im wahrsten Sinne des Wortes "cool". Auch eine interessante Begegnung: Zwei Mandschurenkraniche, die sich gefiederputzend schick machen für das neue Jahr. In Japan und China zählen sie als Glücksbringer und Sinnbild eines langen Lebens. Den Glücksbringern gegenüber sitzt ein große Schar von Krähen. Die Todesvögel - Hitchcook lässt grüßen - scheinen eine Art Ratsversammlung abzuhalten und beobachten die Kraniche genau.
Nicht ganz so gesprächig wie die Krähen wirken die Kodiakbären. Zwei große Exemplare haben sich es eng aneinandergekuschelt auf Tannenbäumen gemütlich gemacht. Ihr Atem gefriert in der kalten Luft und während sie schlafen, ist noch nicht einmal ein Schnarcher zu hören. Die Kälte scheint sie bei ihren süßen Träumen nicht zu stören.
Apropos stören: Wer Haustiere hat, weiß, wie empfindlich mitunter manche auf Silvesterkracher reagieren: Die meisten Zoobewohner sind nachts drinnen untergebracht. Doch die Wölfe Nicmac, Running Moon, Zecke und ihre beiden Freunde fiebern der heutigen Party entgegen: Sie werden in Gedanken an ein fremdes Rudel die heulenden Knaller und Feuerwerkskörper herzzerreißend anjaulen - auf ein frohes neues Jahr!