Thorsten Dette: „Digitalisierung ist im Interesse aller“

Der Stadtarchivar über die Sicherung historischer Dokumente.

Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Es sind 342 Briefe, manche nur eine halbe Seite, andere zwölf Seiten lang. „Und in recht gutem Zustand“, beschreibt Archivrat Thorsten Dette den Bestand der Familie Engels. „Das soll auch so bleiben“, betont er. Nur im Notfall würde noch direkt mit Originaldokumenten gearbeitet, der Sicherheit wegen. Vor allem bei besonderen Beständen oder eben bekannten Nachlässen wie dem der Barmer Unternehmerfamilie.

„Digitalisierung ist deshalb im Interesse aller“, sagt Dette nicht nur im Hinblick auf die Engels-Briefe. „Es geht darum, die Originale zu schonen.“

Im Medienzentrum der Stadt waren die Briefe gescannt worden. „Mit Lineal und Farbschemata daneben, damit man einen Vergleich hat“, erklärt der 57-Jährige die Arbeit. Auch er freut sich, dass die Dokumente — wenn alles klappt — 2020 praktisch aller Welt zur Verfügung stehen.

Dette hat sich sorgsam mit den Inhalten der Briefe befasst — und kürzlich noch einen Vortrag über „Liebe und Krankheiten im Engels-Clan“ gehalten. Sein Urteil: „Sehr spannend“. Anfänglich ging es in den Briefen, deren erster 1791 datiert ist, vor allem um Liebesgeschichten. So war der früh verwitwete Johann Caspar Engels — der Großvater von Friedrich Engels — auf der Suche nach einer neuen Frau. Seine Auserwählte, Luise (geb. Noot), zierte sich aber zunächst, was auch in den Briefen deutlich wurde. „Es war ein Hin und Her“, erklärt Dette. Schließlich fanden die beiden doch zueinander.

Bei ihrem Sohn, Friedrich Engels sen., wiederum lag der Fall anders. Er führte mit seiner Zukünftigen, Elisabeth (geb. van Haar), einen „geheimen“ Briefwechsel über ihre Beziehung.

Natürlich spielten, so Dette, in den Briefen, die zwischen 1791 bis 1858 abgefasst worden waren, aber auch die Politik und das Kriegsgeschehen eine Rolle — und, was bei einer Unternehmerfamilie wenig überraschend ist, Geschäftsberichte.