Konzert Ulla Krah nimmt Zuhörer von Wuppertal mit nach Lateinamerika

Wuppertal · Eine intime Reise durch die Musica Latina.

Ulla Krah und Sebastian Konietzki an der Gitarre spielten in Beyenburg.

Foto: Andreas Fischer

Fans von Ulla Krah werden noch die jiddischen Lieder im Ohr haben, die sie mit ihrer Band „Meschuggene Mischpoche“ gesungen hat. Mit Sebastian Konietzki an der Gitarre zeigt sich die Wuppertalerin von einer ganz anderen Seite. Seit dem vergangenen Jahr macht das Duo die Wärme und Poesie lateinamerikanischer Musik lebendig: Im Projekt „Dos gardenias para ti“ treffen mexikanische Balladen auf venezolanische Tänze, argentinische Tangos auf kubanische Melodien.

Voll war die Stimme und sicher in allen Lagen

Die intime Reise durch die Musica Latina ging am Samstag in Beyenburg über die Bühne. Im Evangelischen Gemeindezentrum nahm Krah die 40 Gäste binnen Sekunden für sich ein. Voll war ihre Stimme und sicher in allen Lagen. Ihren Vortrag unterstrich sie mit prägnanten Gesten. Jedem Lied gab Gitarrist Konietzki eine originelle Begleitung, ließ Akkorde perlen oder schlug energische Stakkato-Rhythmen an.

Den Inhalt und die Hintergründe der Stücke stellte Krah in kurzen Einführungen vor. Durch ihr Romanistikstudium ist sie mit Spanisch vertraut. In ihren Übersetzungen der Texte offenbarten sich deren Feinheiten. So war es auch bei der Ballade, die man vom Buena Vista Social Club kennt und die dem Projekt den Namen gibt: In „Dos gardenias para ti“ sagt eine Frau ihrem Verflossenen buchstäblich durch die Blume die Meinung.

Umso zärtlicher sang Krah „Bésame mucho“. Komponistin Consuelo Velázquez formuliert das Liebesverlangen in deutlichen Worten. Was der Grund dafür sein mag, dass sich das Lied zum internationalen Hit entwickelte und sogar von den Beatles gecovert wurde. Die männliche Perspektive sprach aus Carlos Gardels „Por una cabeza“. Das Stück entstand für den Film „Tango Bar“ und wird bis heute gern für Filme und Serien verwendet. Sein Text handelt von einem Spieler, der nicht von Pferdewetten lassen kann und dazu noch Pech in der Liebe hat.

Ein Abstecher auf die Kapverdischen Inseln

Das Duo überzeugte auch mit den portugiesischen Liedern, die es erst kürzlich in sein Repertoire aufgenommen hat. „Água de beber“ von Antonio Carlos Jobim gefiel als Stimmungslied. Krah animierte das Publikum dazu, fingerschnippend in den Bossa-Nova-Rhythmus einzusteigen.

Für Cesaria Evoras „Sodade“ machte sie einen Abstecher auf die Kapverdischen Inseln, und der Melancholie verlieh sie mit langsam absteigenden Tönen beredten Ausdruck. Ihre tiefe Stimmlage passte außerdem perfekt zu „Gracias a la vida“, der Erkennungsmelodie der Argentinierin Mercedes Sosa. Am Ende des Abends wurden Krah und Konietzki mit stürmischem Applaus belohnt.

Sein nächstes Wuppertal-Konzert spielt das Duo am 1. Juni in der Sophienkirche.