Unital: Spritzige Reise ins Mittelalter
Der Historiker Eckhard Freise zeigte erstaunliche Parallelen zwischen Loriots Gags und dem Mittelalter auf – und das in Hochgeschwindigkeit.
Wuppertal. Eckhard Freise hatte sich ins Zeug gelegt. Nun ja. Zuallererst einmal war es ein Ornat, das er sich überwarf - das des Papstes. Erste Anspielung auf Loriots Lottogewinn-Sketch: "Und dann eröffne ich mit dem Papst eine Herrenboutique in Wuppertal!" Der Papst, das Mittelalter und der "gnadenlose Portraitzeichner des Absurden", wie Freise sagte, waren sein Thema an diesem Abend: "Sagen Sie jetzt nichts! Loriot und das Mittelalter", lautete der Titel der UniTal-Vorlesung, einer gemeinsamen Aktion der Westdeutschen Zeitung, der Universität und der Gesellschaft der Freunde der Bergischen Universität.
Da taten sich Ähnlichkeiten auf wie bei Loriots Steinlaus, die Freise bereits im Mittelalter entdeckt haben wollte - "als Heiland. Hier!" Er deutete auf das Jesuskindlein, eingewickelt und eingerollt, das aber - ehrlich gesagt - eher Ähnlichkeit mit einem kleinem Würmchen hatte als mit der gezeigten Steinlaus Loriots. Das Publikum zuckte mit den Schultern, einige Besucher in der CityKirche versuchten, ihr Lachen zu unterdrücken. Kein Wunder: "typische Loriot-Sujets" wie "Weib, Spiel und Gesang" finden sich auch immer wieder im Mittelalter, greifen hinein in die Moderne, "die gar nicht erkennt, dass sie die Vergangenheit bereits in sich trägt."
Die Wuppertaler waren in Scharen gekommen. Die Ankündigung einer "Spaßvorlesung" hatte auch Ulla und Peter Dombrowsky in die CityKirche gelockt: Lernen, einmal nicht so dröge wie der Mathe-Unterricht in der Schule. Der eigentliche Terminus technicus: "Scherzrede". Freise: "Sie nimmt sich selbst nicht ernst - aber ihr Publikum." Die Wuppertaler lernten vor allem eines: für den Sprachwitz einer mittelalterlichen Scherzrede ist viel Wissen nötig. Und: Das Mittelalter ist nicht wirklich dunkler oder heller als die Gegenwart - meint Freise.