Universität: Spielball im Strukturwandel

Die Kritik der Politik an der Rolle der Bergischen Uni schlägt hohe Wellen. Jetzt will der Oberbürgermeister vermitteln.

<strong>Wuppertal. Oberbürgermeister Peter Jung hat einige Grundsätze, die seine Rolle als oberster Wuppertaler prägen. Einer ist der, stets um Ausgleich bemüht zu sein. Deshalb zitiert der Christdemokrat auch gerne sich selbst, wenn es um die aktuelle Debatte um die Rolle der Bergischen Universität innerhalb des Strukturwandels der Stadt geht: "Ich will erreichen, dass man in Wuppertal mehr miteinander als übereinander redet." Zur Anwendung kommen soll dieses Prinzip nun in dem seit dem Neujahrsempfang der SPD eskalierten Streit um Rolle und Verantwortung der Bergischen Universität gegenüber der Stadt. Jung will die gegnerischen Parteien an einen Tisch bringen, wann steht aber noch nicht fest.

Wie berichtet war SPD-Parteichef Dietmar Bell - übrigens auch im Namen des Kooperationspartners CDU - den Rektor der Uni, Volker Ronge, beim Neujahrsempfang im Sportpark Elberfeld scharf angegangen und hatte die Ausrichtung der Hochschule auf die Lehrerausbildung zu Lasten von Ingenieur- und Naturwissenschaft kritisiert sowie dies mit der provokanten Frage verknüpft: "Kann die Universität so noch Motor der Region sein?"

Ronge hatte in der WZ die Vorwürfe zurückgewiesen und bekräftigte seine Position noch einmal am Wochenende via Uni-Pressestelle: Die mit der Landesregierung ausgehandelte Zielvereinbarung beinhaltet keine Kürzung des breiten Fächer- und Disziplinenspektrums - auch keine zu Lasten der Natur- und Ingenieurwissenschaften", heißt es in dem Schreiben von Pressesprecher Michael Kroemer: "Im Gegenteil: Das bisherige Fächerspektrum konnte verteidigt und noch erweitert werden."

Die Verknüpfung der Ingenieurs- und Wirtschaftswissenschaften mit der Wirtschaft der Region sei noch nie so stark gewesen und werde sich noch sichtbar verdichten. Darüber hinaus müsse sich die Hochschule mit ihrer Forschung im globalen Wissenschaftssystem verorten. "Andernfalls wäre sie keine Universität."

Unterstützung erfährt Ronge vom Leiter des Hochschul-Sozialwerks, Fritz Berger. Er schlägt den Ball zurück. Für ihn kann Wuppertal froh sein, Universitätsstadt zu sein: "Auf ihren Ortsschildern steht das aber nicht. Dabei trägt die Uni in vielfältiger Weise zum wirtschaftlichen und kulturellen Wohl der Stadt bei. Anders als im kleinen Marburg oder in Tübingen ist sie aber nicht Motor der Stadt. Wer das erwartet, will möglicherweise die Hochschule stellvertretend für eigene Versäumnisse in Haftung nehmen."