Unüberwindbare Hindernisse
Probleme: Die WZ mit dem Rollstuhlfahrer Bernd Engels unterwegs: Schon kleine Stufen werden für ihn zu großen Hürden.
Wuppertal. Der Hintereingang ist für Bernd Engels manchmal die letzte Lösung. Nicht als Notausgang, um sich auf die Flucht zu begeben- wie man es aus schlechten Gangsterfilmen kennt - sondern als ganz normale Eingangstür. "Natürlich würde ich lieber immer vorne reingehen, aber wenn es nicht anders geht . . .", kommentiert der Vorsitzende des Behindertenbeirats die ungewöhnliche Möglichkeit, die er vor allem im Urlaub schon öfters hat nutzen müssen.
Seit etwa zwölf Jahren sitzt der 56-Jährige, der seit 28 Jahren mit der Krankheit Multiple Sklerose lebt, im Rollstuhl. Seitdem hat er zum Thema Barrierefreiheit viele Erfahrungen machen können.
Bernd Engels ist bei weitem nicht der Einzige, der vor allem bei Stufen an seine Grenzen stößt: "In Wuppertal leben mehr als 50 000 schwerbehinderte Menschen." Als schwerbehindert gelten Personen mit Minderung der Erwerbsfähigkeit von mindestens 50 Prozent oder Gleichgestellte - dazu zählen in bestimmten Fällen auch Menschen mit Sehschwäche oder Diabetiker. Das heißt: Fast jeder achte Wuppertaler gilt als schwerbehindert. Schätzungen zufolge liegt der Anteil der Schwerbehinderten in der gesamten deutschen Bevölkerung bei zehn Prozent.
Schuhe kaufen ist für den 56-Jährigen in einem bestimmten Barmer Geschäft kein Problem. Dort hat man im vergangenen Jahr extra eine Rampe gebaut. "Diese entspricht nicht der Norm von sechs Prozent Steigung, aber es geht hier nicht anders", sagt Engels. Auch in einem Büchergeschäft kann der Lese-Fan ungestört stöbern - und zwar auf allen Ebenen: einem Aufzug sei Dank. Zwar muss er mit seinem E-Mobil dort rückwärts einparken ("Sonst klappt das mit der Lichtschranke nicht") und bei geschlossener Tür bleiben nach vorne nur fünf Zentimeter Platz. Das ist aber kein Problem für den erfahrenen Rolli-Fahrer. Auch bei anderen Geschäften gibt es keine Probleme - der Eingang ist ebenerdig, innen ist ausreichend Platz.
An bereits bestehenden Bauten Änderungen zu bewirken, ist für den Behindertbeirat nicht leicht. "Wenn jedoch neu gebaut wird, sind wir dabei." Wie etwa bei den Planungen für die Schwimmoper oder für das Umfeld des Opernhauses. Ein weiterer Erfolg: Im Schauspielhaus muss man als Rollstuhlfahrer nicht mehr über die Bühne zu seinem Platz gelangen. Applaus hatte er für diesen unfreiwilligen Auftritt bekommen.
Auch wenn sich Bernd Engels hin und wieder ärgert, hat er doch viele positive Erfahrungen im Tal gemacht. "In den Jahren habe ich noch keine Ablehnung erfahren." Zudem betont er, dass Wuppertal nunmal Berge hat und diese durch Treppen ab und zu ausgeglichen werden müssen. Aber: "Jede Stufe vor einem Geschäft oder Restaurant hindert mich daran, es betreten zu können."