Verbotener Musik-Download — ohne Internetanschluss?
Auch im vergangenen Jahr gab es nach Angaben der Verbraucherzentrale rund um Telekommunikation viel Abzocke.
Wuppertal. Wenn die Verbraucherzentrale mit Sitz an der Schloßbleiche morgens die Türen öffnet, dann stehen die Menschen häufig schon Schlange, um ihre Sorgen vorzutragen und eine unabhängige Aufklärung zu erhalten. Mehr als 30 000 Kontakte hatten die neun Mitarbeiter der Verbraucherzentrale auf konstant hohem Niveau im vergangenen Jahr.
Und die Fälle, um die es geht, sind mitunter schon besonders, wie die Leiterin Marlene Pfeiffer und ihr Team berichten. Gerade im besonders häufig nachgefragten Bereich rund um die Telekommunikation ist Abzocke offenbar alles andere als eine Ausnahme. Beispielsweise wegen angeblichen Verstoßes gegen das Urheberrecht erreichte eine Wuppertaler Kundin das Schreiben einer Kanzlei, die mehrere tausend Euro forderte, weil die Frau auf den entsprechenden Tauschbörsen Musik angeboten haben soll. Doch diese Wuppertalerin befand sich zum fraglichen Zeitpunkt nachweislich und von rund 20 Zeugen beobachtet auf einer Party. Ein älteres Ehepaar, das das gleiche Schicksal ereilte, hatte nicht einmal einen eigenen Internetanschluss.
Wirbel gab es auch rund um die vermeintlich günstigen Call-By-Call-Telefonate, die nach Eingabe bestimmter Vorwahlen eigentlich günstige Gespräche, zum Beispiel ins Ausland, ermöglichen sollen. Doch nachdem alles zur Routine wurde, fiel Nutzern erst einmal gar nicht auf, dass plötzlich vor Herstellung der Verbindung keine Preisangabe mehr durchgesagt wurde. Es folgte das dicke Ende in Form einer satten Rechnung. Denn plötzlich hagelte es Preiserhöhungen von 100 bis 150 Prozent, ohne dass die Kunden darauf hingewiesen worden waren. Als schier unübersichtlich bezeichnet Marlene Pfeiffer die Produktvielfalt, wenn die Menschen umziehen und einen neuen Telefonanschluss erhalten. Und auch hinter manchen Apps lauern offenbar mitunter Gefahren, die auf den ersten Blick nur schwer erkannt werden können.
Eine Erfolgsgeschichte ist das Kooperationsprojekt von Verbraucherzentrale und WSW. Die Erstberatung bei Energieschulden haben 140 Menschen in Anspruch genommen. Für fast 60 Prozent dieser Fälle ließen sich Vereinbarungen über den Abbau der Schulden treffen. Doch für rund 40 Prozent gilt: Die Menschen haben zu lange gewartet. Und die WSW zeigen sich offenbar nachsichtiger, wenn Nachzahlungen einmal ausgeblieben sind, doch weniger verhandlungsbereit, wenn über einen längeren Zeitraum überhaupt nicht gezahlt wurde. Jedenfalls ist das in Wuppertal gestartete Projekt so erfolgreich, dass es nun in sieben weiteren NRW-Städten eingeführt werden soll.
Viele Wuppertaler suchten außerdem Rat, um Ansprüche geltend zu machen, nachdem sie von Geldinstituten möglicherweise falsch beraten worden sind. Ratsam ist, so die Verbraucherzentrale, schon vor der Anlageentscheidung einen unabhängigen Rat zu suchen.