Viel hilft viel
Wuppertal ist eine Großstadt. In einer Großstadt gibt es Kriminalität. So viel vorweg. Im Alltag wird diese Gewissheit meistens allerdings verdrängt. Es geschieht ja nichts. In diesen Tagen war das anders.
Zuerst die tödlichen Messerattacken am Kipdorf und an der Berliner Straße, dann der Banküberfall in Barmen. Wuppertal ist eine Großstadt, mit all ihren Vor- und Nachteilen. Wer Letztere gern ausblendet, der ist in dieser Woche daran erinnert worden.
Deshalb hätte es auch kaum einen besseren Abschluss dieser Woche geben können, als die Fortschreibung der Sicherheitspartnerschaft von Polizei und Stadt. Seit mehr als zehn Jahren gehen Polizeibeamte und Mitarbeiter des Ordnungsdienstes gemeinsam auf Streife. Die Leute von der Stadt haben an der Wache am Döppersberg sogar einen eigenen Schreibtisch. Das wird auch in der neuen Wache im City Center der Fall sein. Das ist eine gute Nachricht. Denn Wuppertal ist ja eine Großstadt. Und neben vielen schönen Parks, schönen Häusern, neben Schwebebahn, Zoo, Universität, BHC, WSV und reichlich Kultur gibt es eben auch Kriminalität.
Vor allem in der Elberfelder Innenstadt, aber ebenso am Berliner Platz in Oberbarmen ist sie sichtbar. Drogenhändler versorgen Süchtige mit Stoff, gebrauchte Spritzen in Gebüschen am Wegesrand beweisen, dass es auch in Wuppertal für das elende Angebot Nachfrage gibt. Das Geschäft hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stetig entwickelt. Es wächst weiter.
Dieses Phänomen steht in einem krassen Widerspruch zu dem, was Polizeipräsidien in Nordrhein-Westfalen über viele Jahre erleben mussten. Statt den steigenden Personalbedarf zu befriedigen, sind Stellen abgebaut worden. Nun müht sich auch die neue Landesregierung, Polizisten auszubilden. Aber das dauert. Wuppertals Polizei ist angesichts der Altersstruktur nach eigenen Angaben froh, wenn sie den Personalstand in den nächsten Jahren halten kann, bis genügend neue Beamte ausgebildet worden sind. Auch aus diesem Grund ist die nun neu besiegelte Ordnungspartnerschaft eine bemerkenswerte. Der Ordnungsdienst unterstützt die Polizei, und die Polizei unterstützt den Ordnungsdienst. Das ist sinnvoll und findet zurecht zunehmend Nachahmer.
Schon aus diesem Grund sollte das Land daran interessiert sein, Städte wie Wuppertal bei der Ausgestaltung des Ordnungsdienstes zu unterstützen. Aber die Realität ist auch unter der schwarz-gelben Landesregierung offenbar eine andere. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) hat der höflichen Frage nach Förderung kommunaler Ordnungsdienste durch das Land dieser Tage in Wuppertal eine klare Absage erteilt. Das ist umso unmissverständlicher, als ein Parteifreund die Bitte auf einer Parteiveranstaltung äußerte.
Viel hilft viel — was Sicherheit angeht, ist diese Aussage kaum zu widerlegen. Angesichts einer offenen Drogenszene am und um den Döppersberg könnten mehr Polizei und mehr Ordnungsdienst Passanten ein besseres Gefühl geben. Wenn die Stadt das erreichen will, dann muss sie sich allerdings selbst helfen. Anscheinend hat sich daran mit der Landtags- wahl im Mai nichts geän- dert.