Campus Wuppertal Wenn im Studium die Zweifel wachsen
Wuppertal · Bei vielen Studierenden ändert sich im Laufe der Semester der Berufswunsch. Elena Blume wollte Lehrerin werden und arbeitet heute in einer Agentur.
Elena Blume hat an der Bergischen Universität Wuppertal Germanistik und Pädagogik studiert. Nach ihrem Bachelor-Abschluss schrieb sie sich für kurze Zeit in den Lehramtsstudiengang Master of Education ein, um kurz darauf in den Master of Arts Germanistik zu wechseln. Damit veränderte sich auch ihr anfänglicher Berufswunsch, Lehrerin für die Schulform Gymnasium zu werden. Jetzt ist sie Online-Redakteurin in einer Agentur, die in der Medizinbranche aktiv ist.
Zum Anfang ihres Studiums, direkt nach dem Abitur, hatte Elena Blume einen klaren Berufswunsch: Lehrerin für Deutsch und Pädagogik. „Das veränderte sich auch im Bachelorstudium kaum, da mir das Studium an sich riesigen Spaß gemacht hat“, erklärt die gebürtige Dürenerin. Die Zweifel kamen erst nach einer Weile, denn: „Ich habe leider relativ spät mein erstes Praktikum gemacht, ich glaube Ende des vierten Semesters. So langsam begann ich zu zweifeln, ob es tatsächlich das Richtige für mich war.“
Fachlich lief es gut. Elena Blume erhielt für ihre Unterrichtsstunden stets gutes Feedback, merkte jedoch, „dass ich mich vor der Klasse und teilweise auch im Lehrerzimmer nicht so wohl fühlte.“ Sie beschreibt sich als ruhigen Menschen, der gerne auch mal für sich alleine arbeitet. „Das geht in der Schule nicht.“ Obwohl ihr bewusst wurde, dass sie sich „auf dem falschen Weg“ befand, studierte sie dennoch im Master of Education weiter. „Ich habe versucht mir einzureden, dass es mit der Erfahrung besser wird“, begründet sie ihre Entscheidung. Doch das Gegenteil traf ein. Das Gefühl, dass der Lehrerinnen-Beruf nicht das Richtige für sie sei, verstärkte sich. Sie suchte sich Rat bei Freunden und Familie und recherchierte Alternativen. So entstand eine neue Berufsperspektive, nämlich der Beruf der Lektorin, und es folgte ein neuer Studiengang: der Master of Arts in Germanistik. „Dieses neue Ziel verfolgte ich mit sehr viel Motivation und Engagement“, so Blume.
Rückblickend auf ihre Studienzeit schätzt sie vor allem die Beschäftigung mit Literatur und die freie Zeiteinteilung: „Mein Lieblingsseminar war das über Marcel Beyer bei Prof. Dr. Martínez, bei dem ich schließlich, auch über zwei Romane des in der Veranstaltung besprochenen Autors, meine Master-Thesis geschrieben habe.“
Mit dem Wechsel des Master-Studienganges änderte sich auch ihr Engagement: „Im Master habe ich mich direkt bei Blickfeld (Campuszeitung an der Bergischen Universität), zuerst im Lektorat, schnell aber auch in der Redaktion, engagiert. Ich habe zudem einen Nebenjob in einem Lektorat begonnen und ein Praktikum im Lektorat eines Belletristik-Verlages absolviert.“
Kurz vor ihrem Abschluss, zwischen der Abgabe der Master-Thesis und dem darauffolgenden Kolloquium, fing sie an, sich zu bewerben. „Während der Jobsuche habe ich im Einzelhandel gearbeitet und mir zudem Fähigkeiten und Kenntnisse, die in den Stellenbeschreibungen häufig genannt wurden, selbst angeeignet oder mich in entsprechende Bereiche eingelesen. Dazu gehören etwa das Web-Redaktionssystem Wordpress, Bildbearbeitung oder HTML-Grundkenntnisse.“
Sieben Monate und 30 Bewerbungen hat es gedauert, bis sie dann über ein Jobportal fündig geworden ist. „Ich bin jetzt Online-Redakteurin in einer Agentur. Dort habe ich zunächst ein einjähriges Volontariat absolviert und wurde anschließend übernommen.“
Sie ist zufrieden und fühlt sich dort auch wohl: „Ich habe zunächst einmal gute Arbeitsbedingungen, wozu zum Beispiel Vertrauensarbeitszeit, eigene Aufgaben mit Gestaltungsspielraum, nette Kollegen und wenig Druck gehören. Außerdem sind meine Aufgaben total abwechslungsreich. Ich schreibe nicht nur Artikel, sondern führe Interviews mit interessanten Experten aus der Medizinbranche, produziere und schneide Videos, mache die Live-Berichterstattung auf einer riesigen Messe, stehe dort selbst vor der Kamera und bin für die Seitenpflege der entsprechenden Onlineportale zuständig.“
Selten wird ihr dabei langweilig: „Dass ich keinen Job im Lektorat bekommen habe, finde ich überhaupt nicht mehr schlimm – ganz im Gegenteil: Meine Arbeit macht mir durch die Abwechslung viel Spaß. Und wer weiß, wo mich mein Weg noch hinführt. Ich sehe das mittlerweile wirklich sehr entspannt.“