Vier Schulen feiern 25-jähriges Jubiläum Berufskollegs machen junge Menschen fit für den Arbeitsmarkt
Kreis Mettmann · Junge Menschen für den Arbeitsmarkt fit zu machen und zu motivieren – das ist das Ziel von Berufskollegs. Wie das gelingt und warum das Bildungskonzept eine Erfolgsgeschichte ist.
Über eine an der beruflichen Praxis orientierte Ausbildung junge Menschen für den Arbeitsmarkt fit zu machen, ist erklärtes Ziel von Berufskollegs. Das 25-jährige Jubiläum von vier Berufskollegs des Kreises Mettmann ist Anlass, deren Erfolgsgeschichte mit einem Tag der Offenen Tür zu feiern. Das Berufskolleg in Hilden, das Adam-Josef-Cüppers-Berufskolleg in Ratingen sowie das Berufskolleg Neandertal in Mettmann laden Schüler am Samstag, 16. November, ein, sich über die Schulabschlüsse, die ein Berufskolleg bietet, einmal näher zu informieren. Das Berufskolleg in Velbert öffnet seine Türen bereits am 8. November.
Rund 150 Jahre liegen die Anfänge von Berufskollegs zurück. Heute bieten sie die Möglichkeit, jeden allgemeinbildenden Schulabschluss zu erlangen – vom ersten Schulabschluss, dem früheren Hauptschulabschluss, über die Mittlere Reife, das sogenannte Fachabitur, bis zum Abitur als allgemeine Hochschulreife.
Leider stehe die erfolgreiche pädagogische Arbeit der Berufskollegs in keinem Verhältnis zu deren Wahrnehmung in der Öffentlichkeit, stellten unisono die vier Leiter der am Tag der der Offenen Tür beteiligten Berufskollegs, Petra Bertelsmeier (Berufskolleg Neandertal), Peter Schwafferts (Berufskolleg Hilden), Jörg Brodka (Adam-Josef-Cüppers-Berufskolleg) sowie Frank Flanze (Berufskolleg Niederberg) fest. „Häufig liegt es an der White-Collar-Mentalität vieler Eltern, dass das Gymnasium stets die erste Wahl ist. Wir haben einen bildungspolitischen Fuchsbau mit reichlich Gängen, aber häufig ist es gerade die Praxisorientiertheit der Kollegschulen, die Schülern die Möglichkeit bildet, entsprechend ihren Neigungen einen Ausbildungsschwerpunkt zu suchen und dann entsprechend motivierter ihre Schullaufbahn in Angriff zu nehmen“, sagt Schwafferts.
Je nach Neigung können die Schüler zwischen technischen, wirtschaftlichen, sozialen oder gestalterischen Bildungsgängen wählen. Dazu zählen ferner auch so unterschiedliche und spezialisierte Bereiche wie Bio- oder Informationstechnologie, Polizei oder Grundschulerziehung. In der Regel bieten Ausbildungsschwerpunkte innerhalb der Schulausbildung auch einen Wissensvorsprung bei der anschließenden Ausbildung und ebenso im späteren Studium.
Wie erfolgreich eine Schulkarriere an einem Berufskolleg sein kann, belegen einige Aussagen von Absolventen. „Nach der Schule hier am Berufskolleg Hilden, wo ich zwei der besten Jahre meiner gesamten Schulzeit verbracht habe, konnte ich erfolgreich eine Ausbildung zum Mechatroniker bei Zwilling in Solingen machen, wo ich heute beschäftigt bin“, sagt Bastian Trautrim. Der 24-Jährige kann sich nicht vorstellen, was an seiner Zeit am Berufskolleg in Hilden hätte besser laufen können.
„Mein Ziel war eine Stelle als Personalerin. Das habe ich erreicht“, sagt Vanessa Shillova, die sich in Hilden für einen kaufmännischen Schwerpunkt entschieden hatte. Über ein Praktikum bei Schulte-Schlagbaum in Velbert und einem späteren Minijob konnte sie sich bei ihrem Arbeitgeber so empfehlen, dass einer späteren Ausbildung der Fachabiturientin nichts mehr im Wege stand.
Valentina Ott ist als Ehemalige des Adam-Josef-Cüppers-Berufskollegs nach einem Studium der Germanistik und Anglistik sogar als Lehrerin wieder an ihre alte Schule zurückgekehrt. Eine besondere Schul-Karriere absolvierte Khalat Ismael, der 2014 vor dem Bürgerkrieg im Irak fliehen musste. Nach einigen Monaten, in denen er in einem Integrationskurs Deutsch gelernt hatte, konnte er bereits am Adam-Josef-Cüppers-Berufskolleg nach Klasse 9 den Hauptschulabschluss machen. Nach der Mittleren Reife machte er das Fachabitur im Bereich Technik und begann 2021 bei Thyssen-Krupp eine Ausbildung als Elektroniker für Automatisierungstechnik. „Bereits im zweiten Lehrjahr wurde ich von Thyssen-Krupp angesprochen, ob ich nicht ein duales Studium machen will. Nun habe ich gute Chancen, nach dem Bachelorabschluss übernommen zu werden“, sagt Ismael.