Corona Wie man in Wuppertal gemeinsam für genügend Desinfektionsmittel sorgte
Wuppertal · Die Feuerwehr und die Firma Proviel kooperieren.
Alten- und Pflegeheime, Kindergärten, Schulen – sie alle benötigen Desinfektionsmittel, um mögliche Corona-Viren abzutöten. Der Markt ist jedoch leergefegt. Deshalb entschied der städtische Krisenstab Mitte März, zentral für alle Einrichtungen Schutzausrüstung zu beschaffen und zu verteilen. Die Aufgabe übernahm mit viel Engagement und Umsicht die Wuppertaler Feuerwehr.
„Wir machen das im Normalgeschäft auch – nur in kleinerem Maßstab“, erklärt Philip Steinberg, Dienstgruppenleiter der Wuppertaler Feuerwehr. Jetzt mietete die Feuerwehr im Wuppertaler Osten 750 Quadratmeter Lager an und bestellte große Mengen. „Es war gar nicht so einfach, beispielsweise Desinfektionsmittel zu bekommen“, erzählt Philip Steinberg. Nach einigem Suchen hatte er Erfolg. Allerdings wurde die begehrte Flüssigkeit in 1000-Liter-Behältern geliefert. Damit kann ein Kindergarten natürlich nichts anfangen. Dank guter Vernetzung fand die Feuerwehr für dieses Problem jedoch schnell eine Lösung.
Ein Wuppertaler Flaschenhersteller – stark nachgefragt in diesen Zeiten – sagte spontan 11 000 Plastikflaschen zu. Christoph Nieder, Geschäftsführer von Proviel, freute sich über die Anfrage zur Zusammenarbeit: „Uns war es ein Bedürfnis, etwas Systemrelevantes beizutragen.“ Mit ebenerdigen Werkshallen und vielerlei technischen Möglichkeiten war es für die Werkstatt für Menschen mit psychischer Behinderung kein Problem, geeignete Umfüllplätze zu schaffen.
Am Standort Milchstraße werden jetzt 500-Milliliter-Flaschen etikettiert und befüllt, am Standort Farbmühle Fünf-Liter-Kanister. Da die Werkstätten zu Beginn der Krise durch Betretungsverbote für die Menschen mit Behinderung fast ohne Mitarbeiter waren, haben anfangs die Fachkräfte und einzelne Werkstattmitarbeiter in Notbetreuung das Abfüllen übernommen. Inzwischen gibt es durch erweiterte Notgruppen und die schrittweise Öffnung wieder mehr Hände, die alle gerne das alkoholfreie Desinfektionsmittel umfließen lassen und so den vielen Wuppertaler Einrichtungen die richtigen Portionsgrößen verschaffen.
„Unsere Leute identifizieren sich sehr stark mit dieser Aufgabe“, betont Christoph Nieder. Alle sind gerne und sehr überzeugt bei der Sache. Die ersten 1800 Liter sind bereits abgefüllt. Viele weitere werden folgen: „Wir sind aktuell gut ausgestattet mit Desinfektionsmittel“, sagt Feuerwehrchef Ulrich Zander. Es wird nicht nur an Altenheime und Kitas, sondern auch an ambulante Pflegedienste, Hospizdienste und andere verteilt. „Es ist toll, dass die Wuppertaler Firmen sofort bereit waren, zu helfen“, lobt Ulrich Zander, der auch Leiter des operativen Wuppertaler Krisenstabs ist. „Das ist eine gute Erfahrung.“ Jetzt kommen nach und nach mehr provieler zurück an ihren Arbeitsplatz. Dort freuen sie sich, wenn sie etwas zur Bewältigung der Krise beitragen können. tah