Thema des Tages Den Jobs an der Werkbank mangelt es an Attraktivität

Die Abbrecherquoten bei Ausbildungen sind mit rund zehn Prozent in Wuppertal rückläufig. Dafür bleiben aber immer mehr Lehrstellen unbesetzt. Der Trend geht zum Studium.

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Wuppertal. Nur etwa zehn Prozent der Auszubildenden in Wuppertal brechen ab, nachdem sie eine Ausbildung angefangen haben. Die Zahlen bei der IHK wie im Handwerk gleichen sich da. Bei der Kreishandwerkerschaft Wuppertal sieht man das positiv: „2008 lag die Abbrecherquote noch bei 17 Prozent“, sagt Sascha Bomann, Leiter der Lehrlingsabteilung.

Er sieht das als positives Signal. Dabei sei die Abbrecherquote im Handwerk noch etwas höher als die bei der IHK. Dort, so sagt Ralph Oermann, Referent im Bereich Aus- und Weiterbildung, liege die Quote bei unter zehn Prozent. Als Gründe für den Abbruch nennt Bomann zweierlei: Einerseits würde es menschlich nicht stimmen, andererseits würden einige merken, dass der Beruf nicht zu ihnen passe.

Relevanter aber als die Abbrecherquote, so sagen beide, sei der Mangel an Auszubildenden. Oermann berichtet von noch 186 freigebliebenen Plätzen zum 1. Oktober, Bomann von 90. „Es wird jedes Jahr schwieriger, die Plätze zu füllen“, so Bomann. Das gelte nicht nur für die seit Jahren schwer vermittelbaren Berufe wie Bäcker (aktuell 33 freie Plätze) oder Fachverkäuferin für Lebensmittel (11), sondern auch für solche, die eigentlich beliebt seien, wie etwa Kfz-Mechatroniker (4).

Laut Bomann würden den Betrieben die Bewerber fehlen, die sie sich wünschten: Die qualifizierten. Denn für die seien weitere Schulbesuche und ein Studium interessanter. „Auch wenn sie damit auch nicht reich und berühmt werden.“ Es mangele dem Handwerk einfach an Attraktivität — und daran müsste gearbeitet werden.

Zu dem Ergebnis kam zuletzt auch eine Studie der Bertelsmann-Stiftung. Diese hat den aktuellen Trend hin zum Studium und weg von der Werkbank bis zum 2030 weitergedacht und kam zu dem Ergebnis, dass den deutschen Betrieben in 15 Jahren 80 000 Auszubildende fehlen werden.

Das liegt zum einen am demografischen Wandel. So sei 2030 nur noch mit rund 700 000 Schulabgängern zu rechnen — 2011 waren es noch 880 000. Aber da darunter immer mehr Abiturienten sind, die an die Unis drängen, werde der Rückgang dort weniger spürbar sein: Die Studie geht davon aus, dass die Erstsemesterzahlen nur gering absinken, auf dann rund 485 000.

Aktuell gibt es fast 2,7 Millionen Studenten an deutschen Hochschulen, davon 500 000 Erstsemester — die Beliebtheit der akademischen Bildung lag im Wintersemester 2014/15 auf Rekordniveau. Die in Kürze erwarteten offiziellen Studierenden-Zahlen zum gerade beginnenden Semester 2015/16 dürften erneut sehr hoch sein. Dagegen sinkt die Zahl neuer Ausbildungsverträge stetig — 2014 laut Berufsbildungsbericht der Regierung um 1,4 Prozent auf 522 000.

Aktuell erwarten IHK und Handwerker aber ähnliche Vertragsabschlusszahlen wie im vergangenen Jahr. Damals waren es 2378 bei der IHK, bei den Handwerkern 372.