Der ständige Kostendruck: Wie Delphi gegen die Krise kämpft

Delphi verzichtet auf der großen Automobil-Messe im September auf einen eigenen Stand.

Wuppertal. Wenn im September die Internationale Automobil Ausstellung (IAA) in Frankfurt beginnt, dann gibt es in diesem Jahr angesichts der Krise viele Gründe, besonders genau hinzusehen. Eine Neuigkeit: Delphi wird nicht wie sonst üblich mit einem eigenen Stand, wohl aber zu den Fachbesucher- und Pressetagen mit einem Büro vertreten sein. Eine weitere Folge der Sparbemühungen.

Mit denen hat der Delphi-Standort Wuppertal als Teil eines Konzerns, in dem die einzelnen Standorte weltweit auch ständig miteinander in Konkurrenz stehen, ohnehin ständig zu tun. So zog bereits im Jahr 2007 die Silikonfertigung aus Ronsdorf in das Kundentechnologiezentrum. In diesem Zusammenhang wurde die Spritzgusstechnik nach Asien verlagert. Es war die Zeit, als der Standort Deutschland ständig auf dem Prüfstand stand.

Eine Debatte, in deren Zug auch die Arbeitszeit von 40 auf 44 Wochenstunden erhöht wurde. Später, mit dem Einzug der aktuellen Wirtschaftskrise, sparte Delphi zudem an der Kantine sowie an der Infrastruktur und schaffte aufwändige Postwege ab. Alles Maßnahmen, die angesichts wegbrechender Automärkte nicht reichen. Deshalb war vor einigen Wochen der 125-Millionen-Euro-Kredit mit entsprechender Bürgschaft fällig. Ein Paket mit besonderem Inhalt: Delphi wird in Wuppertal etwa 300 der rund 1200 Arbeitsplätze abbauen, will dafür den Standort sichern.

Ein Argument, dem sich der weltweit größte Automobilzulieferer zudem ständig ausgesetzt sah: die Abhängigkeit von GM. Doch zumindest in Europa hat kein Kunde mehr einen Anteil von mehr als 15 Prozent am Umsatz. Einige Jahre zuvor bestand noch eine echte Abhängigkeit von GM; das Unternehmen trug weltweit einen Umsatz von mehr als 50 Prozent zum Delphi-Geschäft bei. Zudem gibt es mittlerweile Signale, wonach Delphi in den USA sich bald nicht mehr in der Insolvenz befindet und die Geschäfte wieder voll selbst verantwortet.

Und wie ist der Standort Wuppertal platziert? Nach Angaben von Delphi-Sprecher Thomas Aurich ist Wuppertal die Europazentrale für alles rund um die Themen Elektrik und Elektronik. Teilweise liegt auch die weltweite Entwicklungszuständigkeit dort. Außerdem ist Wuppertal das so genannte Kunden-Technologiezentrum. Kunden schauen sich die Neuentwicklungen also nicht irgendwo in Europa an, sondern kommen nach Wuppertal, um anschließend zu ordern oder spezifische Anforderungen zu definieren.

Inhaltlich geht es um alles rund um das Bordnetz, um Fahrzeug und Insassensicherheit (Active Safety Car), Hybrid- und Elektrofahrzeuge und schließlich um den Computertomographen als Element der Qualitätssicherung und Prüfstein während der Entwicklungen. Bemerkenswert das Projekt zur Erhöhung der Sicherheit von Passanten, das angesichts eines Gesamtvolumens von rund 3,5 Millionen Euro mit etwa 1,6 Millionen Euro an Fördergeldern ausgestattet wird. Dabei sind neben Delphi weitere Wuppertaler Firmen und die Uni mit im Boot.

Gerade, weil das Geschäft von Delphi die Entwicklungsleistung ist, profitiert das Unternehmen kaum von der Abwrackprämie. Die im Zuge der Prämie verkauften Modelle sind in der Masse nicht diejenigen, in denen die neuesten Entwicklungen angewandt werden. Zudem rechnet die Branche erst im Jahr 2011 wieder mit einer echten Erholung auf dem Markt. Erschwerend kommt hinzu, dass etliche Hersteller die Weiterentwicklung bereits genutzter Technik derzeit nicht so forcieren wie in vergangenen Jahren. Ein Grund mehr, auf der IAA im September genauer hinzuschauen.