Gepa: Preise, von denen die Produzenten leben können

Die Gepa hat rund 170 Partner in der Dritten Welt – und arbeitet von Wuppertal aus.

Wuppertal. Dieser Wandel ist beachtlich: Erst die von kirchlichen Jugendgruppen organisierten Hungermärsche, dann innerhalb von studentischen Wohngemeinschaften die Diskussionen darüber, wie die Welt zu retten sei. Überall Sprüche wie "Jute statt Plastik". Und mittendrin: Zwei rund 100 Quadratmeter große Wohnungen in Wuppertal, vor rund 34 Jahren Lager und Verwaltungssitz der Fair-Handelsorganisation Gepa. Und die Keimzelle des fairen Handels in Deutschland. Die frühen Kritiker bundesdeutscher Entwicklungspolitik sind längst nicht nur gesellschaftsfähig; sie sind auch preiswürdig: Gestern erhielt die Gepa den Wirtschaftspreis in der Kategorie Unternehmen des Jahres.

Heute ist das Unternehmen die größte Fair-Handels-Organisation Europas und macht einen Jahresumsatz von 53,6 Millionen Euro. Der Kaffee schmeckt nicht mehr nach dem Leid der Welt, statt dessen räumen Produkte wie Kaffee und Schokolade immer wieder Preise ab, weil die Qualität so gut ist. Stark im Trend: Die Kombination von Fair und Bio, jüngst auch von der Stiftung Warentest für besonders gut befunden.

Partner der Gepa sind rund 170 Genossenschaften und Vermarktungsorganisationen in Afrika, Asien und Lateinamerika. Die Preise, die die Gepa zahlt, liegen dabei über dem normalen Handelsniveau.

800 Weltläden, rund 6000 Aktionsgruppen, Bio- und Naturkostläden, Bildungseinrichtungen, zunehmend Supermärkte und Firmenkantinen: Das sind die Orte, an denen es die Gepa-Produkte zu kaufen gibt, manchmal sehr öffentlichkeitswirksam bei Länderspielen der Fußball-nationalmannschaften. Schließlich gibt es sogar fair gehandelte Fußbälle. Vor einigen Monaten ging die Gepa zudem dazu über, bestimmte Produkte ausschließlich in den Weltläden anzubieten.

Rund 130 Mitarbeiter beschäftigt der Fair-Händler, der sein Bekenntnis zu Wuppertal jüngst tatkräftig erneuerte. Das neue Haupthaus am Gepa-Weg (geht von der Bahnstraße ab) stellt eine Investition in Millionen-Höhe dar. Und die Option, das benachbarte Gelände auch noch zu erwerben, will die Gepa aller Voraussicht nach nicht ungenutzt verstreichen lassen. Thomas Speck, Geschäftsführer der Gepa, der sich über die Auswüchse des unfairen Handels ziemlich empören kann, spricht nicht gerne darüber. Aber vielleicht entsteht am Gepa-Weg sogar irgendwann eine Kaffee-Rösterei.