Nervosität in der Sinn-Leffers-Filiale
In der Elberfelder Filiale der Modekette wird Alltag gespielt. Doch der wankende Textilriese will Standorte schließen.
Wuppertal. Nach außen hin herrscht in der Sinn Leffers-Filiale in der Elberfelder Innenstadt eine ruhige Atmosphäre. Kunden mittleren Alters stöbern in der Auslage nach Schnäppchen, zwei ältere Frauen werden von Verkäuferinnen beraten, flinke Hände greifen nach Blusen und Hosen in der passenden Konfektionsgröße. Heile deutsche Geschäftswelt, will man meinen.
Doch hinter der Alltagskulisse sieht es ganz und gar nicht nach der Gelassenheit eines Traditions-Modehauses aus. Fakt ist: Der Textilhandels-Riese wackelt, die Kette schreibt laut Konzernführung rote Zahlen "im mittleren zweistelligen Bereich", die Umsätze bröckeln ein.
Das Unternehmen, eine frühere Karstadt-Quelle-Tochter, hat bereits die Konsequenz gezogen: Ein Insolvenz-Verfahren in Eigenverfahren wurde gestellt, wie jüngst bekannt geworden ist. Damit soll eine groß angelegte Sanierung eingeleitet werden, in deren Zuge zwangsläufig Standorte geschlossen werden müssen. Deutschlandweit sind etwa 1200 Arbeitsplätze bedroht. Ob die Wuppertaler Filiale dicht macht, ist nicht ganz auszuschließen.
Die Verkäuferinnen geben sich unisono gelassen, eine von ihnen sagt: "Wir sind optimistisch, dass alles so bleibt, wie es ist." Die Angst, dass ihre Arbeitsplätze wegbrechen könnten, hat sie offenbar nicht eingeholt. Vielleicht würden sie sich aber auch einfach nur in ernsthafte Probleme stürzen, wenn sie ihren Arbeitgeber in ein unvorteilhaftes Licht rücken.
Dass die Stimmung offenbar nicht so harmonisch ist, wie es den Anschein hat, zeigt sich letztlich am nervösen Verhalten von Abteilungsleiter Heinz Degen. Der bittet den WZ-Autor höflich aber bestimmt, das Haus zu verlassen - eine Aktion, die man auch ganz schnöde als Rauswurf bezeichnen könnte. Dass sich der Reporter mit Kunden über die Sinn-Leffers-Krise unterhalten hat, ist ihm offenbar nicht geheuer. Dabei haben die doch nur eine Lanze für das Modehaus gebrochen.
Bedauerlich fände es beispielsweise die Wuppertalerin Ilka Hahn, wenn die Filiale am Wall dichtmachen würde. "Ich habe hier in den letzten Jahren schon einiges gekauft. Sinn Leffers hat ein schönes Sortiment." Sigbert Saß, ebenfalls auf Einkaufs-Tour, nimmt Sinn Leffers in den Schutz, sieht das Geschäft als Opfer einer ungünstigen konjunkturellen Entwicklung. "Die Menschen haben halt immer weniger Geld im Portemonnaie."
Eine Schließung von Sinn Leffers wäre ein Verlust für die Einkaufslandschaft in der Elberfelder City. Zumal sie einen Trend verfestigen würde: Billig-Läden verdrängen die klassische Shopping-Szenerie. Eine Entwicklung, die sich auch in den Umsatzproblemen von Textil-Konkurrent Wehmeyer widerspiegelt. Das Modehaus hat im Juli Insolvenz beantragt, ist nun auf der Suche nach zahlungskräftigen Investoren. Ihre Zukunft konnte die Kette noch nicht sichern, folglich auch nicht die des Wuppertaler Standorts an der Erholungstraße.