Verbände fordern bessere Chancen für Langzeitarbeitslose

Initiative: In einem offenen Brief an Landes- und Bundespolitiker fordern Wohlfahrtsverbände vor allem eine gezielte individuelle Förderung.

Wuppertal. Zu viele Menschen sind in Wuppertal, Solingen und Remscheid dauerhaft ohne Arbeit und können kaum mehr in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden. Das kritisieren die bergischen Ligen der Freien Wohlfahrtspflege, die sich mit einem Appell an die Landes- und Bundespolitiker gewandt haben. Sie fordern parteiübergreifende Gespräche, um die Situation zu verbessern.

Insbesondere in Wuppertal sei die Zahl der Menschen, die langfristig auf Unterstützung angewiesen sind, hoch. Für sie gebe es oft keine berufliche Perspektive, reklamieren die Wohlfahrtsverbände. Die Politik sei daher gefragt, „Beschäftigungsmöglichkeiten auch für die Menschen zu schaffen, die als arbeitsmarktfern einzustufen sind“.

Ein öffentlich geförderter sozialer Arbeitsmarkt sei der richtige Weg, sagt Christoph Humburg, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege in Wuppertal und Solingen. „Dabei geht es nicht darum, diese Menschen einfach nur zu beschäftigen. Sondern wir müssen Maßnahmen schaffen, die individuell auf jeden Einzelnen abgestimmt sind und seine Stärken fördern.“

Einsatz bei Projekten wie der Nordbahntrasse oder in Einrichtungen wie der Bahnhofsmission seien sinnvolle Beschäftigungen, weil sie den Betroffenen ein Gefühl der Wertschätzung und gesellschaftlicher Teilhabe vermittelten.

Doch viel mehr Geld und Maßnahmen seien nötig, um Präventivarbeit zu leisten und in Zeiten steigender Armut zum sozialen Frieden beizutragen. „Die Kommunen müssen dringend unterstützt werden“, sagt Christoph Humburg.

Das bestätigt auch der Wuppertaler Sozialdezernent Stefan Kühn (SPD): „Wir hatten 2011 rund 44 Millionen Euro zur Verfügung, um arbeitslosen Menschen zu helfen. In diesem Jahr sind es noch 28 Millionen Euro. Das heißt, dass die Anzahl der Angebote, die wir machen können, um etwa 50 Prozent zurückgegangen ist.“

Es sei massiv Haushaltskonsolidierung des Bundes betrieben worden — auf Kosten Arbeitsloser, unter denen viele besonderen Förderungsbedarf hätten: „Wir müssen uns dringend um Menschen kümmern, von denen wir wissen, dass sie langfristig nicht auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß fassen werden.“

Kühn unterstützt den Appell: „Wir brauchen mehr Geld, mehr Flexibilität und weniger Bürokratie.“ Die Wohlfahrtsverbände kritisieren in ihrem offenen Brief außerdem, dass eine zu große Anzahl von arbeitenden Menschen zu wenig verdienten, um mit ihrem Gehalt auszukommen (Kasten oben): „Es darf nicht sein, dass Arbeitsleistung nicht zum Leben ausreicht und durch staatliche Unterstützungsleistung aufgestockt werden muss.“