Erinnerungskultur lebendig halten Wuppertal: Die siebte Schule schließt Partnerschaft mit der Begegnungsstätte Alte Synagoge
Wuppertal · Die Begegnungsstätte Alte Synagoge ist mehr als ein Ort des Gedenkens.
Sie ist ein Ort der Begegnung, der Geschichte greifbar macht und Schülerinnen und Schüler dazu einlädt, sich aktiv mit den Lehren der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Seit 2015 bietet die Bildungspartnerschaft „Gedenkstätte und Schule“ Schulen die Möglichkeit, eine offizielle Kooperation mit Gedenkstätten einzugehen, um Erinnerungskultur in den Schulalltag zu integrieren.
Das jährliche Treffen der Partnerschulen aus dem Bergischen Land findet traditionell Ende November in der Begegnungsstätte Alte Synagoge statt, das an den Geburtstag von Herbert Cohen – dem letzten jüdischen Zeitzeugen Wuppertals – erinnern soll. Am Montag, 25. November, wurde das Jahrestreffen genutzt, um die Hermann-von-Helmholtz-Realschule offiziell als siebte Partnerschule aufzunehmen – die erste Realschule neben Gymnasien und Gesamtschulen. Schon vor der Aufnahme zeigte die Schule großes Engagement: Bei der Gedenkfeier zur Reichspogromnacht am 9. November 2023 hielten Schülerinnen und Schüler eine Rede, die laut Ulrike Schrader, Leiterin der Begegnungsstätte, „einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat“. Außerdem erhielt die Schule im Sommer 2024 das Siegel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ und darf zudem die offizielle Gedenkfeier für die Opfer des Nationalsozialimus der Stadt Wuppertal am 27. Januar 2025 austragen.
„Dieses Engagement ist essenziell, um junge Menschen in den Meinungsprozess einzubinden und aus ihnen mündige Bürger zu machen. Geschichte darf nicht nur trocken vermittelt werden – sie muss lebendig sein“, so Schulleiter Florian Jung. Für die kommenden Jahre ist geplant, die Bildungspartnerschaft jährlich um eine weitere Schule zu erweitern. Für 2025 und 2026 stehen bereits neue Partnerschaften fest.
Neben der Hermann-von-Helmholtz-Realschule präsentierten die weiteren Partnerschulen ihre Projekte des vergangenen Jahres. So organisierte das Röntgen-Gymnasium eine Lesung mit dem Autor Burak Yilmaz, dessen Buch „Ehrensache. Kämpfen gegen Judenhass“ bei den Schülerinnen und Schülern großen Anklang fand. Die Gesamtschule Barmen zeigte eine Ausstellung zu den Kindertransporten während des Zweiten Weltkriegs, und das Gymnasium am Kothen stellte mit einer Wanderausstellung die Ereignisse des Jahres 1933 in den Fokus. Literatur spielt in der Arbeit der Schulen eine bedeutende Rolle: Mehrere Partnerschulen luden den Journalisten und Buchautor Martin Schäuble zu Lesungen ein, und das Buch „Der Duft von Apfelkuchen“, herausgegeben von der Begegnungsstätte, wird mittlerweile am Röntgen-Gymnasium im Deutschunterricht der 5. Klasse genutzt.
Ulrike Schrader betonte, wie wichtig es ist, Erinnerungskultur langfristig im Schulprofil zu verankern: „Eine Schule ist immer die Schnittmenge der Gesellschaft. Dieses Wissen darf nicht von Einzelpersonen abhängen, sondern muss systematisch in die Bildungsarbeit eingebunden werden.“
Melanie Meier-Hajek vom LVR-Zentrum für Medien und Bildung und Jaqueline Lohrmann vom Ressort Zuwanderung und Integration der Stadt Wuppertal hoben hervor, wie wichtig diese Kooperationen sind, um Erinnerungskultur nachhaltig zu fördern. Mit der Aufnahme der Hermann-von-Helmholtz-Realschule und der geplanten Erweiterung um weitere Partnerschulen bleibt die Bildungspartnerschaft ein wegweisendes Projekt, das junge Menschen dazu ermutigt, sich aktiv mit Geschichte auseinanderzusetzen.