Eröffnungswochenende Kunsthalle Wuppertal: Mit den Menschen (Kunst-)Räume teilen
Wuppertal · Kooperation von der Bergischen Uni und Stadt in der Kunsthalle.
Dass Hochschulen im Elfenbeinturm leben, ist eine ausgereizte Formulierung. Zum Start der Kooperation zwischen Bergischer Uni und Barmer Kunsthalle fand sich eine frische Variante: „Es gibt eine Uni oben auf dem Berg, die sieht ein bisschen aus wie eine Burg“, erklärte Initiatorin Katja Pfeiffer in einer Kinderführung. der Stadt und Bevölkerung öffnen will sich ihre Fakultät Design und Kunst bei der Auftaktausstellung „Shared Spaces“ seit dem Wochenende.
Gegenüber Erwachsenen formulierte die Professorin später: „Unser Ziel ist, einen Begegnungsraum zu entwickeln.“ Forschungseinrichtung und „lebendiger Ort“ soll die Kunsthalle für zunächst drei Jahre werden. Zum Einstand legte Kuratorin Isabelle Meiffert einen Schwerpunkt aufs Verbindende: Sauna für alle auf dem Vorplatz, Buffet als Einladung an die Bürger, übergreifende Kunstprojekte, wie beim Kollektiv „common grounds“, das Kreative mehrerer Generationen, Hochschulen und Disziplinen zusammenbrachte. In der weißen runden Kammer von Ivana Franke spielte die Neurowissenschaft hinein: Wer sich hineinbegab, sah sich inmitten zuckender Lichter und machte eine erstaunliche Erfahrung: Mit geschlossenen Augen entstehen innere Bilder, und diese können bei jedem Betrachter enorm (teils recht ästhetisch) differieren. Ist eine Passage ein Raum? Selbst wenn überdacht, dient sie bloß dem „Passieren“, dem Durchgehen. Im Areal mit diesem Wort an der Wand gab es zwei Beiträge mit ambivalentem Eindruck – irgendwo zwischen „Exponat“ und „Rest vom Vortag“. Bei der großen Eröffnung am Freitag waren Transparente über Treppen bis zum Vorplatz gezogen worden – nun eingerollt auf einer Skulptur wie ein Gerüst. Zweite Reminiszenz war eine Zeichnung zum Buffet. Was sich anschloss, war fraglos ein Raum, gar ein Saal: Komplett bespielt durch Antje Engelmann, die so imposant wie variantenreich dem „Space“-Gedanken nachging.
Besonders dem im Sinn von „Weltraum“: Ein von der Berliner Künstlerin erstellter Film zeigte Aufnahmen ihrer Reise ans Nasa-Zentrum im US-amerikanischen Houston. Riesenhaft zur Wirkung kam wandfüllend das Bewegtbild einer „Rose von Jericho“, bekannt dafür, fast vertrocknet neu zu erblühen. Per Mini-Screen am Boden tauchte Engelmanns Familie auf – im Sinn von „Weiterleben“. Ähnlich ihr „Selfie“ mit Kind bei einem „Raum“ im Doppelsinn, einer Art Kammer in der Wand voll rotem Geröll wie vom Mars.
Alfredo Jaars Schriftzug forderte „Teach us to outgrow our Madness“ („Lehre uns, über unseren Wahnsinn hinauszuwachsen“). Meiffert zog hier den Bogen zum Nebenraum, wo inzwischen Pfeiffer mit Kindern zugange war. Eine Lernraum, ein Lab, wo Impulse zum Forschen und Entdecken auch für Erwachsene künftig Platz finden sollen.
Ein Bildschirm nebenan zeigte ein erstaunliches Projekt des Künstlers Francis Alÿs, unter dessen Anleitung einst 500 Menschen mit vereinter Kraft einen echten Berg versetzt hatten. Ein kleines symbolträchtiges Stück zur Seite nur – Aktivieren als Rolle der Kunst soll in der Kunsthalle künftig seine Adresse haben.