Fahrradgottesdienst vor der Kirche St. Ludger in Vohwinkel Mit Gottes Segen auf dem Rad in Wuppertal unterwegs
Wuppertal · Am Samstag versammelte sich eine kleine Gruppe Fahrradfahrer vor der Kirche, um sich und ihre Zweiräder segnen zu lassen.
Zu einem ungewöhnlichen Gottesdienst hat jetzt die Katholische Citykirche Wuppertal nach Vohwinkel eingeladen: Am Samstag versammelte sich eine kleine Gruppe Fahrradfahrer vor der Kirche St. Ludger, um sich und ihre Zweiräder segnen zu lassen.
Unter ihnen war der 80-jährige Gerd Eckstein, allerdings ohne Fahrrad. „Das habe ich bei dem unbeständigen Wetter lieber zu Hause gelassen“, erzählt er. Auf dem Fahrrad ist er regelmäßig unterwegs, zwei- bis dreimal in der Woche fährt er über die Nordbahntrasse. „Da kommen in der Woche schon etwa 50 Kilometer zusammen.“ Gemeinsam mit einer Gruppe von mehr als 20 Gleichgesinnten fährt Eckstein auch jedes Jahr den Wuppertaler Fahrradkreuzweg mit, der von der Kirche organisiert wird.
„Dieser führt von der Wichernkapelle in Wichlinghausen bis zur Fahrradkirche in Vohwinkel über sechs Stationen entlang der Nordbahntrasse“, erklärt Pastoralreferent Werner Kleine von der Katholischen Citykirche, der auch den Fahrradgottesdienst durchgeführt und den Segen gesprochen hat.
Seit mehr als fünf Jahren nimmt Gerd Eckstein an dem besonderen Gottesdienst und der Segnung für Rad und Fahrer teil. „Weil es angesagt ist und gut zur Geschichte der Madonna del Ghisallo passt“, erklärt er. Eine Ikone der Madonna befindet sich in der Kapelle der Fahrradkirche. Die Madonna del Ghisallo gilt als Schutzpatronin der Reisenden und Fahrradfahrer. Dahinter steckt folgende Legende: Der Graf Ghisallo reiste eines Tages durch Magréglio. Plötzlich wurde er von Räubern überrascht. In seiner Verzweiflung entdeckte er das Bild der Jungfrau Maria in einem Straßenschrein und versteckte sich dahinter vor den Räubern. Während er betete, gingen die Angreifer auf wundersame Art und Weise vorüber. So konnte der Graf entkommen.
Am 13. Oktober 1949 ernannte Papst Pius XII. die Madonna del Ghisallo zur Schutzpatronin der Radfahrer. Der Segen zum Gedenktag der Madonna (13. Oktober) bedeutet, die Verkehrsteilnehmer, insbesondere auch Radfahrer, an Verantwortung und Rücksichtnahme zu erinnern.
Norbert Malchelczyk nimmt ebenfalls seit Jahren an dem Fahrradgottesdienst teil. „Das gehört dazu, wenn man Fahrrad fährt“, sagt der 66-Jährige. Es sei ein gutes Gefühl, mit Gottes Segen zu fahren.
Die Nordbahntrasse gehört zu den herausragenden Projekten der jüngeren Vergangenheit Wuppertals. Auch die Kirche ist an der Trasse vertreten: Am östlichen Ende befindet sich die Wichernkapelle, am westlichen Ende steht die katholische Ludgerkirche. In Zusammenarbeit mit der katholischen Kirchengemeinde St. Mariä Empfängnis/St. Ludger in Vohwinkel und unterstützt von der Kardinal-Meisner-Stiftung wird St. Ludger zur Fahrradkirche umgewandelt.
Seit Februar 2019 beherbergt sie die Ikone der Madonna del Ghisallo, die eigens für die Kirche geschrieben wurde (Ikonen werden nicht gemalt, sondern geschrieben). Mittlerweile wurde an St. Ludger auch an der Infrastruktur gearbeitet, sodass Radfahrer nicht nur die Möglichkeit zur Einkehr in die Kirche haben, sondern auch eine Gelegenheit zur Rast vor der Kirche. Diese Infrastruktur besteht aus mehreren Radständern inklusive Lademöglichkeiten für E-Bikes sowie zwei Bänken mit einem Tisch.