Hoffnung als Wunsch und Erwartung des Guten Wuppertal: Ökumenische Weihnachtsbotschaft von Ilka Federschmidt und Bruno Kurth
Wuppertal · Heute ist Heiliger Abend, das letzte Türchen an den Adventskalendern geöffnet, das Weihnachtsfest kann beginnen.
Eine einzigartige Türe öffnet genau heute Abend im Petersdom in Rom Papst Franziskus, die sogenannte Heilige Pforte. Dieses Portal wird nur „alle Jubeljahre“, das heißt alle 25 Jahre, geöffnet für die Dauer eines Heiligen Jahres. Das Jahr 2025 ist ein solches für die katholische Christenheit. Zugleich begehen im Jahr 2025 alle christlichen Kirchen und Konfessionen ein bedeutsames Jubiläum, das des großen ökumenischen Konzils von Nizäa im Jahr 325 vor 1700 Jahren. Das damals gefundene Bekenntnis eint die christlichen Kirchen auf der ganzen Welt. Wir bekennen uns zu Jesus Christus als dem wahren Sohn Gottes, ihm wesensgleich wie es theologisch formuliert wurde. Wir können in dem Menschen Jesus Gottes Liebe und Willen in einzigartiger Weise erkennen.
Der Brauch eines Heiligen Jahres ist biblisch tief verwurzelt in den Jubeljahren, die Israel, die Menschen im Volk Gottes halten sollten. Alle 50 Jahre ein Jahr des Aufatmens und der umfassenden Freiheit für die Menschen im Volk Israel, und für die Fremden, die bei ihm lebten, selbst für die Gefangenen, die frei gelassen wurden. Alle 50 Jahre ein Neustart, um Gottes Gerechtigkeit wieder Geltung zu verschaffen. Dazu gehörte religiös die Vergebung der Schuld. Sie sollte ihre Fortsetzung finden im menschlichen Zusammenleben, so dass auch wirtschaftliche Schulden erlassen wurden, eine Chance zum Neubeginn (so wie eine Kommune wie Wuppertal dies mit ihren Altschulden wünscht). Der Glauben muss sich auswirken im sozialen Leben, im Miteinander der Menschen. Allerdings mussten die Propheten oft beklagen, dass Volk und Politik sich nicht an diese Vorschriften eines solchen Jubeljahres hielten. Aber die Verheißung und die Hoffnung auf Erfüllung blieben wach in der Erinnerung der Bibel.
Hoffnung ist die zentrale Botschaft dieses Heiligen Jahres. Sie gilt der ganzen Welt, gilt allen Menschen gleich welcher Religion und Weltanschauung. Und allen Menschen ist zu wünschen, dass sie mit Hoffnung in das Neue Jahr gehen können und Zeichen der Hoffnung in ihrem eigenen persönlichen Lebensumfeld wie in der weiten Welt erkennen. Wir Menschen brauchen diese Hoffnung, die mehr ist als eine optimistische Lebenseinstellung. Hoffnung ist die Kraft der Seele zum Guten. Im Herzen eines jeden Menschen, sofern es nicht gänzlich verhärtet und gleichgültig abgestumpft ist, lebt die Hoffnung als Wunsch und Erwartung des Guten. Gerade dann, wenn es gar nicht danach aussieht, dass das Gute sich durchsetzen kann, zeigt sie ihre wahre Stärke.
Kriege und Gewalt werden
das Leben weiter zerstören
Denn die Wirklichkeit kann auch Angst machen, Sorge statt Zuversicht hervorrufen. Wahnsinnige reißen Menschen zu Tode, wie es schrecklich in Magdeburg auf dem Weihnachtsmarkt geschehen ist. Kriege und Gewalt werden das Leben weiter zerstören und jegliche Friedensbotschaft und Hoffnung auf Frieden auf die Probe stellen. Leider ist das menschengemachte Realität, die uns nicht nur wegen des Ukrainekrieges und der Lage in Israel und im Nahen Osten sehr präsent ist. Die Ungewißheit der Zukunft verunsichert und löst gemischte Gefühle aus, auch was unser Zusammenleben in Demokratie und Gesellschaft betrifft. Spürbar ist Verunsicherung, eine Verlustangst angesichts des nicht mehr so sicheren Wohlstands. Dass der Klimawandel im Sorgen-Ranking abgerutscht ist, ändert nichts an den Tatsachen selbst, deren Konsequenzen wir spüren. Multiple Krisen, wenig Grund zur Hoffnung.
Menschen, die mit Hoffnung handeln, stellen sich der Realität. Aber sie weigern sich, zu resignieren oder noch schlimmer, zynisch oder gleichgültig zu werden, was gleich bedeutend mit unchristlich ist. Sie halten die Hoffnung auf ein Heil-werden unseres Lebens wie der ganzen Welt wach. Sie erkennen Hoffnungszeichen und setzen selber welche. Da ist die Juristin aus Syrien, die trotz der Unsicherheit über die Zukunft Syriens sich zur Rückkehr entscheidet, weil sie jetzt mit ihren Erfahrungen etwas zur Zukunft ihrer Heimat beitragen will und dort gebraucht wird. Da sind junge Menschen, die sich in ihrer Liebe zueinander und zum Leben entscheiden, das Leben an neue Kinder weiter zu geben. Unsere Gesellschaft braucht solche Hoffnungszeichen. Sowie sie umgekehrt verpflichtet ist, jungen Menschen Hoffnung zu machen und Zukunftsperspektiven zu bieten, besonders denen, die schwierige Startbedingungen haben.
Auf uns alleine gestellt hätten wir Menschen in diesen Zeiten Gründe genug an der Zukunft zu zweifeln oder uns abzuschotten und das Heil beziehungsweise ein bisschen Frieden wenigsten in der privaten kleinen Welt zu suchen. Das Weihnachtsfest selbst könnte uns dazu verführen und von der großen Friedensbotschaft wie der großen Hoffnung ablenken, die Gott uns im Glauben eröffnen will. Wenn Frieden in der Welt, wenn Vieles, worauf wir hoffen mögen, scheinbar unmöglich ist, ist es für Gott doch möglich, in uns die Hoffnung stark zu machen. Sie ist verwurzelt in dem Glauben, dass Gott Jesus als seinen Sohn in diese Welt gesandt hat. Er ist Mensch geworden und hat sich in die Dunkelheiten dieser Welt begeben. Er ist zu den „hoffnungslosen Fällen“ gegangen, um dort Heil und Freiheit zu bringen. Den Tod, in dem jede Hoffnung zu sterben scheint, hat er überwunden. Für Gott ist das möglich. Mit Ihm können wir der Hoffnung und dem Leben trauen!
Gottes Segen wünschen wir Ihnen von Herzen an den kommenden Weihnachtstagen und im neuen Jahr! Entdecken Sie viele Hoffnungszeichen und lassen Sie sich Ihre Hoffnung stärken. Das muss nicht in Rom geschehen, sicher aber in unserem Wuppertal!