„water4ukraine“ Wuppertal hilft mit Spendenaktion beim Neuaufbau der Wasserversorgung in der Ukraine

Wuppertal · Der Angriff der russischen Armee auf die Ukraine hat weiterhin verheerende Folgen auf das Leben der Zivilbevölkerung. Nach mehr als 50 Tagen Krieg fehlt es den Menschen vor Ort an fast allem: Strom, Kleidung, Essen und sauberem Trinkwasser.

Alleine in der Ost-Ukraine müssen 1,4 Millionen Menschen nach Schätzungen der UN aktuell ohne fließendes Wasser leben.

Foto: dpa/Dominika Zarzycka

Der Angriff der russischen Armee auf die Ukraine hat weiterhin verheerende Folgen auf das Leben der Zivilbevölkerung. Nach mehr als 50 Tagen Krieg fehlt es den Menschen vor Ort an fast allem: Strom, Kleidung, Essen und sauberem Trinkwasser. Zustände, die den Verein Civitas-Connect in Kooperation mit den Wuppertaler Stadtwerke (WSW) jetzt dazu veranlasst die Spendeninitiative „water4ukraine“ ins Leben zu rufen. Mit der Aktion soll die Wasserversorgung in den umkämpften Gebieten wiederhergestellt werden. Als Medienpartner ist die Westdeutsche Zeitung ebenfalls ein Unterstützer von „water4ukraine“.

Im Verlauf des Krieges dokumentierten die Vereinten Nationen (UN) bislang alleine in der Ost-Ukraine mindestens 20 gezielte Angriffe auf die lokale Wasserversorgung. Dadurch haben in diesem Landesteil mittlerweile 1,4 Millionen Menschen keinen Zugang mehr zu fließendem Wasser. Ein Schicksal, das weiteren 4,6 Millionen Menschen in der gesamten Ukraine droht, wenn die Kämpfe in dieser Härte weitergehen. Laut der UN wurden in den Großstädten Charkiw und Tschernihiw bislang fünf Wasserbauingenieure teilweise schwer verletzt. „Wasser ist lebensnotwendig und der sichere Zugang zu sauberem und fließendem Wasser ist ein Recht für alle“, machte der UN-Bevölkerungskoordinator für die Ukraine, Osnat Lubrani, unter der Woche deutlich.

Wuppertaler Unternehmen spenden Technik für die Ukraine

Insgesamt ist die Versorgungslage in der Ukraine dramatisch. Durch Stromausfälle fallen immer wieder wichtige Wasserpumpen aus. Dazu attackieren die russischen Streitkräfte meist auch gezielt Wasserleitungen und zerstören diese. Aus diesem Grund kontaktierten die Wasserwerke im Lemberg nun auch das NRW-Wirtschaftsministerium, das wiederum die WSW ansprach. „Nach Rücksprache mit unserem Geschäftsführer Markus Hilkenbach, der auch Vorstandsvorsitzender von Civitas-Connect ist, habe ich dann Kontakt zu Volodymyr Bilynskyy in der Ukraine aufgenommen“, berichtet der Verbändekoordinator der WSW, Elmar Thyen.

Aus Lemberg schickte der stellvertretende technische Direktor der dortigen Wasserwerke „Lvivvodokanal“ wenig später „eine Excel-Tabelle mit 500 dringend benötigten Gegenständen“. Kurz vor den Ostertagen ist die Zahl jetzt sogar auf 5000 Posten angewachsen. „Die uns aktuell vorliegenden Listen umfassen Tausende von Einzelpositionen, es fehlt an allem, von Taschenlampen über Rohre bis hin zu Pumpen und Notstromaggregate“, erläutert Civitas-Connect Geschäftsführer Ralf Leufkes. Aber auch Ferngläser werden benötigt. Thyen: „Das klingt zwar ungewöhnlich. Für die Techniker vor Ort ist es aber überlebensnotwendig, da sie damit russische Panzer in der Nähe erspähen und sich dann in Sicherheit bringen können.“ Dem Hilfeaufruf von „water4ukraine“ folgten auch einige Wuppertaler Unternehmen wie Knipex, das Zangen spendet, während die WSW mindestens zwei auszumusternde Busse zur Verfügung stellen. Die sollen als Teil eines Hilfskonvois des NRW-Wirtschaftsministeriums in der ersten Maiwoche vom Bergischen Land aus nach Lemberg aufbrechen.

„Wir sind unseren deutschen Freunden unendlich dankbar“

Neben Baumaterialien und Werkzeugen wurden bislang über 200 000 Euro an Geldspenden gesammelt. „Der Krieg in der Ukraine hat für eine breite Ohnmacht bei den Menschen in Wuppertal gesorgt. Dabei ist in der Stadtgesellschaft der Drang entstanden, etwas tun zu wollen. Und das schlägt sich jetzt in der überragenden Spendenbereitschaft nieder“, freut sich Elmar Thyen. Unterstützt wird die Spendenaktion „water4ukraine“ auch von den Kirchen und Moscheen in Wuppertal, die jetzt über die Ostertage und im Rahmen des Fastenmonats Ramadan 10 000 Infoflyer an ihre Mitglieder verteilen werden.

„Wir sind unseren deutschen Freunden für die Hilfe unendlich dankbar“, erklärte Volodymyr Bilynskyy, der für die Koordinierung und Verteilung der Hilfsgüter vor Ort zuständig ist. „Wasser ist das Grundbedürfnis der Menschen. Die Hilfe ist wirklich beeindruckend. Sie gibt uns Hoffnung, dass wir nicht alleine sind“, so Bilynskyy. Die Unterstützung wird vor allem in den zerbombten Städten benötigt, aber auch in der westlichen Stadt Lwiw, da die dortige Infrastruktur nicht für die vielen Geflüchteten ausgelegt ist. „All diese Menschen brauchen jetzt Wasser. Wir habe keine Möglichkeit, so viel zur Verfügung zu stellen“, berichtet Bilynskyy. In die anderen Städte werde er die Spenden aus Wuppertal mit Hilfe des ukrainischen Verbands der Wasserwerke verteilen: „Sie werden uns auch mit dem Transport helfen.“ Die identifizierten Posten sollen die Hilfe nach Dringlichkeit erhalten. In die russisch besetzten Gebiete, wie die Stadt Mariupol, habe man aber keinen Zugang.